Zitate zu "Best of Gerd Bacher"
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Gerd Bacher
Wir wollten ja nicht die Länder repräsentieren sondern den ORF in den Ländern. Wenn wir dort ein Schindelgebäude und einen jodelnden Hirterbuam hingestellt hätten, was manchen sicher sehr gefreut hätte, wär' nie jemand auf die Idee gekommen: "Das ist der ORF", sondern: "Jetzt samma in Tirol, holodero". (1969 über den neuen ORF, "Föderalismus und Regionalisierung" und den Bau der von Gustav Peichl geplanten Landesstudios Salzburg, Innsbruck, Linz und Dornbirn).
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Gerd Bacher
Zwischen '67 und '74 habe ich eine herrliche Orgel gehabt, danach hat man sie zwangsgedrosselt. (Reminiszenzen des "Tigers" an Bruno Kreisky und dessen Rundfunkreform).
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Karl Blecha
Da haben sie also den Typ Gerd Bacher und auf der anderen Seite einen Bruno Kreisky, der ständig davon spricht, wir müssen alle Ebenen unserer Gesellschaft mit den Ideen der Demokratie durchfluten, wir brauchen Mitbestimmung, wir brauchen Teilhabe der Menschen. Und auf der anderen ist einer, der sagt: "Ich mach' das alles allein." Dass hier ein Konflikt entsteht, war klar. (ORF-Reminiszenzen des damaligen SPÖ-Nationalratsabgeordneten, späteren Zentralsekretärs und Innenministers zum Thema "Bacher - Kreisky: Macht und Ego").
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Hans Dichand
Das Verhältnis Krone-ORF war nicht immer gut. Es hat den Generalintendanten Bacher gegeben, mit dem ich sehr freundschaftlich verkehrt habe, aber der ganz einfach, nachdem er von den Zeitungen weg war, gemeint hat, der ORF muss dominieren. Und so hat er sich gegen die Zeitungen im allgemeinen, aber im besonderen gegen die erfolgreichste, nämlich gegen uns, gestellt. (Gedanken des "Krone"-Herausgebers zum Verhältnis "Krone-ORF". Bacher und Dichand trennte ein völlig unterschiedliches Selbstverständnis vom Journalismus).
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André Heller
Ich hab' ihn gemocht, weil er herrliche Sendungen stattfinden hat lassen, weil man mit ihm die spannendsten Diskussionen haben konnte. Weil wenn man gesagt hat: "Du, da passiert was in Brasilien, oder da passiert was in Israel, oder da passiert was in Hongkong", hat er g'sagt: "Schick' ma jemand hin, informieren wir dieses Land, reiß' ma die Fenster auf, durchlüften wir's, geben wir der Ignoranz ka Chance, machen wir das zu einem weltoffenen Terrain hier". (Reminiszenzen des Mitbegründers des ersten deutschsprachigen Popsenders Ö3 und den Sendestart am 1. 10. 1967. André Heller moderierte als 20-Jähriger die "Musicbox").
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André Heller
Kreisky-Bacher, das ist an den Temperamenten gescheitert, wobei ich glauben möchte, dass die größere Eitelkeitsproblematik auf Seiten vom Kreisky bestanden hat. ("Kreisky-Bacher"-Persönlichkeitsanalyse des Chansonniers, Aktionskünstlers, Autors, Dichters und Schauspielers).
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André Heller
Und dann sind wir einmal in unserer Verwirrung, ich glaub, der Ernstl Grissemann und ich, zum Gerd und haben g'sagt: "Was soll denn Ö3 eigentlich wirklich für ein Konzept haben, was sollen wir denn da spielen?", und da hat er den unvergesslichen programmatischen Satz ausgesprochen: "Spielt's Strangers in the Night'." Das war so seine Vorstellung von Ö3. Aber wie wir dann Interviews mit dem jungen Walter Pichler oder mit dem Handke, oder wie der John Lennon nach Wien kam oder der Frank Zappa, und wir haben stundenlange Sendungen darüber gemacht - in der Jugendredaktion, nicht im Gesamt-Ö3 - oder wie, ich weiß nicht, der junge Handke sich mit mir eine Stunde übers Schuhputzen unterhalten hat in der Musicbox, dann fand er das schon auch so, wie er's gewollt hätte, ohne dass er gewusst hat, wie er's wirklich gewollt hätte, bevor wir's geschehen haben lassen, um einen komplizierten Satz zu Ende zu bringen. (Reminiszenzen des Mitbegründers des ersten deutschsprachigen Popsenders Ö3 und den Sendestart am 1. 10. 1967. André Heller moderierte als 20-Jähriger die "Musicbox").
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André Heller
Wie der Gerd Bacher von Kreisky verjagt werden sollte das erste Mal, gab es eine Petition, eine ganz scharfe, an den Kreisky, gegen den Kreisky, zugunsten von Bacher, und die haben alle Autoren des Residenz-Verlages, und damals war der Residenz-Verlag von Handke bis Thomas Bernhard, unterschrieben, das heißt eigentlich im Grunde genommen: das gesamte geistige Österreich hat sich in kaum zu überbietender Weise für Gerd Bacher in die Waagschale geworfen. (Reminiszenzen an eine Petition des "Geistigen Österreichs" 1974 an Bundeskanzler Kreisky, die erfolglos blieb. Gerd Bacher wurde durch Otto Oberhammer ersetzt).
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Dr. Bruno Kreisky
In dem gegenwärtigen Rundfunk gibt es überhaupt nur eine Person, die wirklich unabhängig ist, und das ist der Generalintendant. Und das ist uns eben nicht genug und deshalb muss dieser Zustand geändert werden. (In einer Parlamentsrede im Jahre 1973 forderte der damalige Bundeskanzler massiv eine Änderung der ORF-Geschäftsführung).
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Dr. Rudolf Nagiller
Er hat sicher den Höhepunkt seiner Kraft schon hinter sich gehabt. Und es war noch etwas, was es vorher nie gegeben hat, wir haben im ORF alle gewusst: es ist die letzte Phase von ihm, es geht einfach weniger. Und es war irgendwie so, dass der Bacher in diesen letzten vier Jahren gesagt hat: "Achtung, fertig." Und dann kam der Zeiler und hat gesagt: "Los." Aber, muss ich gleich dazusagen, er hat uns in dieser letzten Periode das Gefühl vermittelt, dass der ORF sich jetzt, wenn er weg ist, ändern muss. (Gedanken des damaligen ORF-Hörfunkindentanten über die zweite Rückkehr des damals 65-Jährigen Gerd Bachers an die Spitze des ORF).
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Prof. Gustav Peichl
Am Tag der Entscheidung, 1967, warteten wir in der Argentinierstraße auf die Entscheidung, wer wird Generalintendant nach dem Volksbegehren. Um circa 17 Uhr, wir waren in einer Wohnung dort in der Argentinierstraße, kam die Meldung: Gerd Bacher ist gewählt worden. So, Chefredakteure und Redakteure sind also schreckliche Menschen, die haben mich dort angerufen beziehungsweise waren dabei und sagen: "So, jetzt, für morgen für die Presse eine Karikatur." Was macht der Zeichner? Ich bin dort gestanden, hab' durchs Fenster geblickt und auf der Gegenseite in der Argentinierstraße war ein großes Plakat: "Tu' den Tiger in den Tank. Esso." Jetzt hab' ich mir gedacht: Ha, so was mach ich, den Gerd Bacher: Tu' den Tiger in den Kasten, ORF-Kasten, wo die Koalitionszwillinge drinnen waren, ÖVP, SPÖ. Und so hab' ich also einen Tiger gezeichnet, der in den Kasten hineingeht. Und das war der Tiger, die Geburt des Tigers. (Die Karikatur von Gustav Peichl vom 10. 3. 1967 verknappte symbolhaft die Persönlichkeit Bachers, der zum meistkarikierten Nichtpolitiker Österreichs wurde).
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Peter Turrini
Er hat mich in den ORF eingeladen und hat das Gespräch damit eröffnet - ich gebe es in der typischen Form eines Dramatikers, nämlich zugespitzt, wieder - er sagte zu mir: "Wieso glauben Sie Kommunist, dass Sie in meinen ORF kommen?" Und ich antwortete: "Wieso glauben Sie Reaktionär, dass der ORF Ihnen gehört?" Seine Antwort darauf war, dass er sagte: "Entweder Sie sind ein jugendlicher Dummkopf oder ein kommendes Talent." Dass aus mir ein kommendes Talent wurde, verdanke ich auch sehr dem Gerd Bacher, denn er hat dann die "Alpensaga" mit durchgesetzt. (Reminiszenzen des damals 30-Jährigen an Gerd Bacher und die Gespräche über die später mehrfach preisgekrönte "Alpensaga" von Wilhelm Pevny und Peter Turrini).
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Peter Turrini
Ich habe den Gerd Bacher immer als ein Geschenk für meinen Geist empfunden, vor allem, weil ich höchst selten seiner Meinung war. (Künstlerische "Bilanz-Worte" des österreichischen Erfolgsschriftstellers, der mit den Werken "Rozznjogd", "Sauschlachten" und die preisgekrönte "Alpensaga" bekannt wurde).
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