Zitate von Henri Boulad
Ein bekanntes Zitat von Henri Boulad:
Moscheen in einem christlichen Land? Wäre der Islam nur eine Religion, würde ich kein Problem darin sehen. Aber die Gesamtheit der islamischen Welt und die Geschichte des Islam zeigen seit vierzehn Jahrhunderten, dass es sich nicht nur um eine Religion, sondern um ein ganzheitliches System handelt. Ich habe Sorge, dass das, was sich zunächst als religiös verbrämte Toleranz darstellt, letztlich die Islamisierung der Gesellschaft zum Ziele hat - in ein, zwei Generationen eine realistische Möglichkeit.
Informationen über Henri Boulad
Philosoph, Mystiker, Buchautor, ägyptisch-libanesischer Jesuit, Präsident der Caritas Nordafrikas und des Mittleren Ostens (Ägypten, 1931).
Henri Boulad · Geburtsdatum
Henri Boulad ist heute 93 Jahre, 2 Monate, 8 Tage oder 34.038 Tage jung.
Geboren am 28.08.1931 in Alexandria (Ägypten)
Sternzeichen: ♍ Jungfrau
Unbekannt
Weitere 12 Zitate von Henri Boulad
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Bevor die Türkei in das vereinte Europa eintritt, sollte man dort nachfragen, wie es dazu kommen konnte, dass am Beginn des Jahrhunderts ein Drittel der Bevölkerung Christen waren - heute sind es noch 0,3 Prozent. Ich verlange einen gewissen Realismus und nicht ein Schweben in Wolken der Gewissensfreiheit und der Menschenrechte, die von der anderen Seite geleugnet werden. Den Bau von Moscheen kann in einer Demokratie niemand verbieten. Doch ihnen dabei noch zu helfen oder sie gar dazu zu ermutigen: Nein, daran sollten wir uns nicht beteiligen. Ich bin für Toleranz, doch sie muss für beide Seiten gelten.
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Der Islam ist eine intolerante Religion.
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Der katholische Glaube ist häufig ein Kopfsprung in die Vergangenheit.
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Die Kirche tut sich schwer mit einer Freiheit, die der Mensch seit der Aufklärung für sich beansprucht, weil die Kirche im Grunde keine optimische Sicht des Menschen hat. Man misstraut der menschlichen Natur. Ich wünsche mir ein neues, interdisziplinär geführtes Nachdenken über die Natur des Menschen. Der Begriff des Naturrechts überzeugt heute niemanden mehr.
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Es gilt zu unterscheiden zwischen Glaubensakt und Glaubensinhalt. Der Inhalt ist das intellektuelle Ergebnis aller Erkenntnisse und Entdeckungen, die die Kirche seit den Aposteln über Christus gesammelt hat. Der Glaubensakt hingegen basiert auf existentieller Ebene und ist die ganz persönliche Entscheidung zu einer Art Zugehörigkeit zu Gott, die ich stets neu im Nächsten entdecke. Das muss immer neu geschehen durch konkrete Glaubensakte im Alltag, in der Gesellschaft. Bleibt es beim Kopfsprung in die Vergangenheit, bleibt der Inhalt ein leeres, totes System.
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Existenzreligion? Es gibt 1000 Wege zu Gott. Es ist die Treue zum Logos, die jedem Menschen innewohnt. Leider fehlt es der Botschaft oft an einer neuen Sprache. Viele abgegriffene Begriffe müssten neu überdacht werden; wir müssen zu einer ganzheitlichen theologischen Sicht gelangen. Es tut mir leid, wenn Normen disziplinär verstanden werden und die Moral als eine bestimmte Position der Hierarchie erscheinen lassen.
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Man kann nicht Christ sein, ohne Optimist zu sein; nicht glauben, ohne Hoffnung zu haben für die Menschen, die Welt, die Zukunft. Die Schlacht ist bereits gewonnen. In der Tiefe des Menschen findet man unglaubliche Ressourcen des Guten.
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Moscheen in einem christlichen Land? Wäre der Islam nur eine Religion, würde ich kein Problem darin sehen. Aber die Gesamtheit der islamischen Welt und die Geschichte des Islam zeigen seit vierzehn Jahrhunderten, dass es sich nicht nur um eine Religion, sondern um ein ganzheitliches System handelt. Ich habe Sorge, dass das, was sich zunächst als religiös verbrämte Toleranz darstellt, letztlich die Islamisierung der Gesellschaft zum Ziele hat - in ein, zwei Generationen eine realistische Möglichkeit.
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Mystik zielt auf Veränderung der Gesellschaft. Alle großen Mystiker waren Frauen und Männer der Tat. Eine Trennung zwischen Mystik und Engagement darf es nicht geben.
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Neubau von Moscheen? Die Rechten verbrennen Moscheen, die Linken bauen sie. Ich verabscheue Gewalt, aber die andere Seite halte ich für naiv, weil sie die Zusammenhänge nicht begreift, sagt doch der Islam offen: Man hat uns zwar in Wien aufgehalten, heute werden wir durch Infiltration viel weiter kommen als damals - durch Bevölkerungswachstum und mit Hilfe der europäischen Demokratie.
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Solange der Islam muslimische Denker, die die Religion mit den Menschenrechten in Einklang zu bringen versuchen, ins Exil schickt oder zum Schweigen verurteilt, kann man nur schwer Hoffnung haben. Aber ich bin Optimist und sage gleichzeitig: Das Christentum hat noch schlimmere Zeiten der Intoleranz gehabt, doch die Kirche hat diese Zeiten überwunden. Wenn es dem Islam gelingt, sich mit der Moderne auseinanderzusetzen, kritischen Rationalismus zuzulassen, kann Hoffnung bestehen. Europa soll jedoch nicht gerade die Türen weit aufmachen für eine Religion, die von Natur aus intolerant ist.
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Worauf eigentlich warten? Die Frauen, die verheirateten Männer, sie sind schon Priesterinnen und Priester. Durch die Taufe sind sie geweiht worden, alles ist getan. Wenn die Laien das begreifen, werden sie kein Bedürfnis mehr haben, sich ordinieren zu lassen. Das allerdings erfordert eine Wiederentdeckung dessen, was jeder Christ ist. In unserer Kirche besteht die Gefahr, das Evangelium zu klerikalisieren. Durch die Tendenz der Trennung zwischen allgemeinem Priestertum und dem Amt kann es sein, dass vieles ins Magische abgleitet, Riten tabuisiert und Sakramente zu etwas vom Leben Abgehobenen werden, das nur von ganz bestimmten Personen ausgeführt werden darf. Das birgt die Gefahr einer geschlossenen Religion.
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