Zitate zu "EU - Europa"
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Dr. Angela Merkel
Aber, meine Damen und Herren, eigentlich brauchen wir gar nicht vom Scheitern zu reden. Europa hat schon so oft große Hürden genommen. Die Verhandlungen der Verträge, deren 50. Geburtstag wir heute feiern, waren ein Paradebeispiel dafür. Ich habe gelesen, dass ein Mitglied einer Verhandlungsdelegation - ich glaube, es war ein britisches damals gesagt haben soll - ich zitiere: "Der Vertrag hat keine Chance, unterzeichnet zu werden. Wird er unterzeichnet, scheitert er an der Ratifizierung. Wird er dennoch ratifiziert, dann wird er nie umgesetzt." Ich weiß nicht, meine Damen und Herren, was dieser Verhandler zum heutigen Tag gesagt hätte.
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Dr. Angela Merkel
Allein ist jedes europäische Land zu schwach, um globale Herausforderungen zu bewältigen. Deshalb kann es nur eine Antwort geben: Nicht allein handeln, sondern gemeinsam in einem einigen Europa. Das Zeitalter der Globalisierung macht uns immer mehr klar: Die Entscheidung für Europa war und ist auch eine Entscheidung für eine bestimmte Art zu leben. Sie war und ist eine Entscheidung für unser europäisches Lebensmodell. Es vereint wirtschaftlichen Erfolg und soziale Verantwortung.
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Dr. Angela Merkel
Das ist eine große Hoffnung für alle, die sich mit den Ungerechtigkeiten unserer Welt nicht abfinden wollen. Das ist im Übrigen auch eine große Hoffnung für diejenigen in Europa, die noch immer unter Unterdrückung leiden müssen, wie z. B. die Menschen in Weißrussland. Sie feiern heute ihren Unabhängigkeitstag. Auch an sie denken wir heute und rufen ihnen zu: Die Menschenrechte sind unteilbar, Europa ist auf Ihrer Seite.
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Dr. Angela Merkel
Die belgische Zeitung "La Libre Belgique" schrieb damals über die Verhandlungen zu den Römischen Verträgen - ich zitiere: "Die Deutschen sind alle wichtige Doktoren und gut organisiert. Die Franzosen sind wohlerzogen, lieben Pläne und Theorien. Die Italiener tragen wunderbare Krawatten und Strümpfe, und bei ihnen explodieren selbst Statistiken zu Feuerwerken." Ja, meine Damen und Herren, all das und noch viel mehr, all das sind wir. Das ist Europa. Skepsis, Widersprüchlichkeiten, Vielfalt, auch manches liebgewordene Klischee, aber nicht zuletzt auch Mut - all das ist Europa. Europa ist eben viel mehr als Milchkühe und Chemikalienrichtlinien. Schauen Sie sich einmal um. Hier sind Menschen aus 27 europäischen Staaten versammelt. Hier sind Schüler und Studenten des ERASMUS-Programms. Hier sind Musiker des Jugendorchesters der Europäischen Union, die für uns unter der Leitung von Vladimir Ashkenazy spielen.
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Dr. Angela Merkel
Die Flüchtlingskrise ist die Bewährungsprobe für Europa, die Europa schaffen kann und schaffen muss.
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Dr. Angela Merkel
Die strategische Partnerschaft mit Russland und das Transatlantische Bündnis sind keine Gegensätze, sondern notwendige Ergänzung. Es ist doch gerade Europa, das ein modernes Verständnis von Integration entwickelt hat. Institutionelle Einbindung statt Lagerdenken, statt Achsenbildung und Alleingängen. Europa darf sich niemals selbst spalten oder spalten lassen - in keiner Frage.
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Dr. Angela Merkel
Die Toleranz ist die Seele Europas.
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Dr. Angela Merkel
Die Welt heute ist nicht mehr die von vor 50 Jahren. Aus sechs Gründungsmitgliedern sind 27 Mitgliedsstaaten geworden. Aus der ursprünglichen Zollfreiheit ist eine gemeinsame Währung hervorgegangen. Aus der Welt der beiden Blöcke ist eine Welt verschiedener Kraftzentren entstanden. In einer solchen Welt geht es darum, immer wieder aufs Neue zu fragen, was Europa auch in unserem Jahrhundert zusammenhält, was seine Identität ausmacht. Für mich ist die Antwort klar: Europas Selbstverständnis beruht auf gemeinsamen, auf grundlegenden Werten - das hält Europa zusammen.
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Dr. Angela Merkel
Ein dynamisches, ein wachstumsstarkes Europa - das schafft Beschäftigung, das honoriert Leistung, das sagte der Bürokratie den Kampf an, das stärkt Europas Stärken. Sie liegen im Wissen und Können der Bürger Europas, in Bildung, Forschung und Innovation. Dies ist der Schlüssel zu Wachstum, Beschäftigung und sozialem Zusammenhalt.
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Dr. Angela Merkel
Eine Vollmitgliedschaft der Türkei würde die Integrationskraft der EU überfordern.
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Dr. Angela Merkel
Europa muss Vorreiter auch bei erneuerbaren Energien, Energieeffizienz und beim Schutz unseres Klimas sein. Anfang März haben wir auf dem Europäischen Rat dazu einen Aktionsplan beschlossen. Wir wollen die globalen Bedrohungen des Klimawandels abwenden. Aber dazu brauchen wir natürlich auch weltweit Verbündete, wie die Globalisierung Europa ohnehin zwingt, sich in Zukunft noch stärker als bisher mit äußeren Einflüssen auseinander zu setzen. Deshalb ist eine gemeinsame Außen- und Sicherheitspolitik in Europa unerlässlich - aber natürlich nicht abgeschottet, sondern zusammen mit Partnern über Europa hinaus.
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Dr. Angela Merkel
Heute aber, meine Damen und Herren, leben wir miteinander, wie es nie zuvor möglich war. Jedes Mitglied der Europäischen Union hat geholfen, Europa zu einigen und Demokratie und Rechtsstaatlichkeit zu stärken. Der Freiheitsliebe der Menschen in Mittel- und Osteuropa verdanken wir, dass heute Europas unnatürliche Teilung endgültig überwunden ist.
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Dr. Angela Merkel
Ich bin konservativ beim Thema Heimat und Nation. Ich glaube, dass der Nationalstaat, eingebunden in Europa, eine Zukunft hat, dass er zur Identitätsbildung der Menschen notwendig ist.
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Dr. Angela Merkel
Manchmal denke ich: Wenn wir so sehr damit beschäftigt sind, unser gemeinsames Haus Europa auszubauen und zu erneuern, dann können wir vor lauter Bauarbeiten leicht das Große, das Einzigartige übersehen. Denn nach all den Kriegen und unendlich viel Leid ist etwas Großartiges entstanden: Wir Bürger Europas sind zu unserem Glück vereint. Europa ist unsere gemeinsame Zukunft. Das war ein Traum von Generationen.
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Dr. Angela Merkel
Meine Damen und Herren, feiern können wir dieses heutige Fest gerade hier in Berlin auch deshalb, weil sich vor einem halben Jahrhundert ein paar Politiker Europas auf den Weg gemacht haben, ein europäisches Friedenswerk ohne Beispiel zu begründen. Seien wir ehrlich: 50 Jahre Römische Verträge das ist im Grunde nicht mehr als ein Wimpernschlag in der Geschichte. Ob es eines Tages mehr als das sein wird, ob am 25. März 2057 der 100. Geburtstag der Römischen Verträge auch wieder in einem Europa von Frieden und Freiheit, Demokratie und Rechtsstaatlichkeit gefeiert werden kann wir wissen es nicht.
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Dr. Angela Merkel
Nichts von alldem ist selbstverständlich. Alles muss immer aufs Neue gestärkt und verteidigt werden. Stillstand bedeutet Rückschritt. Vertrauen aufbauen, braucht Jahrzehnte. Vertrauen enttäuschen, das geht über Nacht. Bei einer Spaltung kommt Europa schneller aus dem Tritt, als mancher glauben mag. Kurzum: Die europäische Einigung muss immer wieder neu erarbeitet und gesichert werden. Das ist der Auftrag, der in die Zukunft weist, das ist der Kern unserer heutigen Jubiläumsfeier.
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Dr. Angela Merkel
Nur gemeinsam können wir unser europäisches Gesellschaftsideal auch in Zukunft bewahren. Nur gemeinsam können wir auch auf internationaler Ebene wirtschaftliche und soziale Standards durchsetzen. Denn wir sollten uns nicht täuschen: Die Welt wartet nicht auf Europa. Andere Weltregionen entwickeln sich in geradezu atemberaubender Geschwindigkeit. Deshalb braucht Europa vor allem eines: Es braucht Dynamik. Denn ohne Dynamik kein Wohlstand und ohne Dynamik auch immer weniger Solidarität in Europa.
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Dr. Angela Merkel
Nur wenn Europa zusammensteht, werden wir Terrorismus, organisierte Kriminalität und illegale Einwanderung erfolgreich bekämpfen können. Nur dann werden wir Freiheit und Bürgerrechte im Kampf gegen ihre Gegner erfolgreich verteidigen können. Dann werden Rassismus, Antisemitismus, Fremdenfeindlichkeit nie wieder eine Chance haben. Dann können wir uns dafür einsetzen, dass Konflikte in der Welt friedlich gelöst werden und Menschen nicht Opfer von Krieg, Terrorismus und Gewalt sind, dass Armut, Hunger und Krankheiten wie AIDS in der Welt zurückgedrängt werden.
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Dr. Angela Merkel
Scheitert der Euro, scheitert Europa.
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Dr. Angela Merkel
Unsere Geschichte mahnt uns, dieses Glück für künftige Generationen zu schützen. Und so wünsche ich mir, dass die Bürgerinnen und Bürger Europas in 50 Jahren sagen werden: Damals, in Berlin, da hat das vereinte Europa die Weichen richtig gestellt. Damals, in Berlin, da hat die Europäische Union den richtigen Weg in eine gute Zukunft eingeschlagen. Sie hat anschließend ihre Grundlagen erneuert, um nach innen, auf diesem alten Kontinent, wie nach außen, in dieser einen großen-kleinen Welt, einen Beitrag zu leisten zum Guten, für die Menschen. Das ist unser Auftrag für die Zukunft.