Zitate von Univ.-Prof. Dr. Alexander Van der Bellen
ORIGINALREDE anlässlich der Angelobung zum Bundespräsidenten am 26. 1. 2023:
Hohe Bundesversammlung, sehr verehrte Ehrengäste, liebe Zuseherinnen der Live-Übertragung, liebe Österreicherinnen und Österreicher und alle Menschen, die in unserem wunderschönen Österreich leben!
Ich freue mich, dass ich nach sechs Jahren wieder hier stehen darf. Das habe ich Ihnen zu verdanken, liebe Wählerinnen und Wähler! Danke vielmals. Ich danke meinem hervorragenden Team, mit dem ich über die letzten Jahre so gut zusammengearbeitet habe. Und namentlich Dir, Doris: Ohne Deine Kraft und Inspiration stünde ich heute nicht hier.
Ja - hier stehe ich also, in diesem neu erstrahlenden Haus der Demokratie, und Sie erwarten eine mehr oder weniger amüsante, traditionelle Rede von mir, nicht zu düster, angereichert mit Dingen, die uns optimistisch für die Zukunft stimmen sollen. So dass wir dann entsprechend positiv gestimmt, aber doch auch ein wenig nachdenklich hinaus ins Tageslicht schreiten und uns unserem gewohnten Alltag widmen können. So ungefähr stelle ich mir Ihre Erwartungen vor. Nun, wir werden sehen, ob ich Sie enttäuschen werde.
Meine Damen und Herren, wir werden unseren gewohnten Alltag verändern müssen. Denn sonst laufen wir Gefahr, unsere Zukunft abzuschaffen. Genaugenommen sind wir schon dabei.
Zu viele sehen unsere Zukunft nicht mehr als hoffnungsfrohen Ort, an dem unsere Kinder es einst besser haben werden als wir. Manche von uns glauben nicht mehr an eine Wendung zum Guten. Andere sind so sehr mit den Herausforderungen der Gegenwart beschäftigt, dass sie meinen, sich Zukunftsgedanken nicht leisten zu können. Einige haben das Gefühl, die Zukunft war einmal, bei den Eltern. Das ist nichts für sie. Es gibt nur das Hier und Jetzt. Wieder andere verfallen in schiere Panik und apokalyptische Befürchtungen.
Zu Leopold Figls Zeiten hatten wir nichts, aber wir hatten die Hoffnung. Glaubt man den aktuellen Umfragen, so scheint es fast, als hätten wir alles, außer die Hoffnung.
Meine Damen und Herren, es ist unser aller Aufgabe, ein Bild von einer Zukunft zu entwerfen, auf die man sich wieder freuen kann. Wir alle entwerfen dieses Bild durch unser tägliches Handeln. Wir entwerfen dieses Bild, indem wir als Politikerinnen und Politiker nicht nur auf unser eigenes Klientel und unsere unmittelbaren Gesinnungsgenossen achten, sondern auf das Wohl des ganzen Staates. Wir entwerfen dieses Bild, indem wir auch Dinge vertreten, die uns nicht schnell, schnell in Meinungsumfragen helfen, aber von denen wir wissen, dass sie richtig und gut für unser Land sind.
Wir entwerfen das Bild einer Zukunft, auf die man sich freuen kann, indem wir uns nicht unterkriegen lassen durch Rückschläge und Schwierigkeiten. Weil wir auf unsere Talente, unsere Fähigkeiten, unser Wissen und Können vertrauen. Und weil wir einander vertrauen. Weil wir uns nicht von der Angst steuern lassen. Angst lässt uns erstarren. Angst kennt keine Zukunft. Lassen wir uns also nicht von der Angst das Bild unserer Zukunft diktieren. Sondern von der Zuversicht: "Wir kriegen das hin" - das sind keine leeren Worte.
Ich gebe Ihnen ein Beispiel: Wie viel haben wir während der Pandemie vom wirtschaftlichen Zusammenbruch gehört, der uns erwartet. Wie viel haben wir noch vor knapp einem Jahr, nach dem Angriff Russlands auf die Ukraine, gehört vom Versiegen unserer Gasressourcen. Wir würden nicht heizen können. Die Industrie stünde vor dem Untergang. Und wie viel davon ist eingetreten? Nicht viel.
Im Gegenteil: Wir hatten letztes Jahr ein reales Wirtschaftswachstum von 4,7 Prozent, mehr als die größten Optimisten zu träumen wagten. Und die niedrigste Arbeitslosenquote seit 15 Jahren. Wer hätte das gedacht?
Und auch unsere Gasspeicher sind aktuell voll. Auch da gab es verständlicherweise große Sorge, dass wir das nicht schaffen. Und selbstverständlich werden wir weiterhin sehr viel zu tun haben, das alles zu lösen.
Aber wir haben es geschafft. Wir alle. Nicht ein Politiker. Nicht eine Partei. Nicht eine Interessenvertretung. Nicht ein Wissenschaftler, eine Wissenschaftlerin. Nein. Das waren wir alle gemeinsam. Aber nicht, weil wir gemeinsam gejammert haben. Nicht, weil wir Schuldige gesucht haben. Nein! Weil wir etwas getan haben. Und wir können noch viel mehr schaffen.
Wenn wir unsere Demokratie hochhalten und verteidigen. Denn sie ist das beste Instrument zur Willensbildung, das eine zukunftssichere Gemeinschaft nur haben kann.
Ich möchte meinen Freund Frank-Walter Steinmeier, den deutschen Bundespräsidenten, dazu zitieren: "Die liberale Demokratie ist die einzige politische Ordnung, in der wir uns als politisch Freie und Gleiche den Tatsachen der Welt stellen; in der wir unser Schicksal nicht in fremde Hände legen, sondern Vertrauen in unsere Fähigkeit haben, Probleme gemeinsam zu lösen; in der wir aus Fehlern lernen, unseren Kurs immer wieder korrigieren und die Dinge gerade deshalb zum Besseren wenden können."
Meine Damen und Herren, manche sagen: Unsere Demokratie ist in der Krise. Da ist schon etwas dran. Nehmen wir nur einen zentralen Baustein der Demokratie, den Kompromiss. Er wird von manchen gerne von vornherein als halb, als lauwarm, als faul bezeichnet. Können wir uns das wieder abgewöhnen?
Denn was bedeutet Kompromiss? Er bedeutet, dass zwei Standpunkte, nennen wir sie A und B, von denen, die sie jeweils innehaben, verlassen werden. Und gemeinsam ein neuer, gemeinsamer Standpunkt C gefunden wird. Eine gemeinsame Lösung.
Ein Kompromiss führt also zu einer Lösung. Das Beharren auf dem eigenen Standpunkt hingegen führt zu gar nichts. Es findet keine Entwicklung statt. Im schlimmsten Fall läuft dieses Beharren auf ein Entweder-oder hinaus, was letztlich nichts anderes bedeutet als eine Frontstellung, wo nichts weitergeht. Der Kompromiss, das Herzstück unserer Demokratie, ist also etwas Gutes! Und wenn uns der Begriff schon zu uninspiriert klingt, dann ersetzen wir ihn doch durch das Wort: gemeinsame Lösung. Das Herz der liberalen Demokratie ist also das Finden einer gemeinsamen Lösung.
Und jetzt bitte ich Sie hier im Saal, sich einfach einmal Ihre Sitznachbarin, Ihren Sitznachbarn anzusehen. Keine Angst, ich werde Sie nicht bitten, sich jetzt an den Händen zu fassen. Nein, aber sehen Sie einander ruhig einmal an. Klar, Sie können nicht jeden und jede leiden. Aber doch repräsentiert jede und jeder von uns eine Gruppe von Menschen in unserem wunderschönen Land.
Und, meine sehr geehrten Damen und Herren hier im Hohen Haus, wie können wir von den Menschen in Österreich verlangen, zusammen zu arbeiten zu einem größeren Wohl, wenn wir das hier nicht nachvollziehbar schaffen?
Also, brechen wir unsere alte Gewohnheit und stellen wir uns vor, dass es geht. Wir können das. Wir können auch mit Menschen auskommen, die mit unserer persönlichen Weltsicht sehr wenig zu tun haben. Wir können das, wenn wir die so notwendige Kulturleistung des Respekts für den jeweils anderen aufbringen.
Wenn es uns gelingt, über die Grenzen hinwegzusehen und die Fähigkeiten des anderen zu sehen. Das Gute im anderen zu sehen. Den ganzen Menschen zu sehen.
Der verstorbene Innsbrucker Bischof Reinhold Stecher hat gesagt: "Das Gute spielt in dieser Welt seinen Part meist piano und pianissimo. Und es gehört zur Lebenskunst, es nicht zu überhören."
Demokratie, meine Damen und Herren, das Finden einer gemeinsamen Lösung, fußt auf Information. Auf korrekter Information.
Ohne eine intakte Medienlandschaft, die Themen umfassend aufbereitet und sich um "The Best Obtainable Version of the Truth" bemüht, wie es Carl Bernstein, einer der Aufdecker der Watergate-Affäre, formuliert hat, ist auch unsere Demokratie nicht intakt. Denn wir brauchen ein gemeinsames Verständnis über die Beschaffenheit der Probleme, der Fakten und damit der Wirklichkeit.
Hätte man mir vor zwanzig Jahren gesagt, dass es einst neben den Fakten auch noch sogenannte "alternative Fakten" geben würde, die scheinbar gleichwertig danebenstehen - zur freien Auswahl sozusagen -, ich hätte es nicht für möglich gehalten.
Es ist bestürzend, dass schlichte Tatsachen oder bestimmte wissenschaftliche Erkenntnisse auch von manchen politischen Playern bisweilen geleugnet und sogar abgestritten werden. Wenn wir hier nicht klar auftreten und die Dinge beim Namen nennen, steht eines Tages unser gesamtes Gesellschafts- und Wertesystem infrage. Medien spielen dabei eine wichtige Rolle und tragen eine große Verantwortung.
Und noch eine Entwicklung bereitet mir in diesem Zusammenhang Sorge: Wie uns Information erreicht und wie diese Information für uns vorselektiert und vorausgewählt wird. Viele von uns speisen ihren Blick auf die Welt mittlerweile aus sogenannten sozialen Medien.
Das Bild der Welt wird dort mit Hilfe von Algorithmen gezeichnet, die vornehmlich Informationen filtern und pushen, welche nicht unbedingt wahr sein müssen, aber dafür ein möglichst hohes Aufregungspotenzial in sich tragen. Und die größte Aufregung entsteht nicht durch den objektiven Blick auf die Fakten, sondern durch möglichst radikale Überzeichnung und Verkürzung.
Meine Damen und Herren, gewöhnen wir uns bitte wieder ab, der puren Logik der Klicks zu folgen. Ich weiß schon, die Überschrift, die am meisten aufregt, generiert auch die meiste Aufmerksamkeit. Aber verdient sie diese wirklich? Ist sie wichtig genug?
Die künstliche Aufgeregtheit lenkt uns nur ab von den Dingen, die wirklich wichtig sind. Die künstliche Aufgeregtheit verstellt uns den Blick auf die Zukunft. Und deshalb ist es eben von höchster Bedeutung, wie redlich eine Journalistin, ein Journalist recherchiert und berichtet. Dafür müssen aber auch die entsprechenden Rahmenbedingungen im Journalismus passen. Und deshalb sollten wir als Gemeinschaft, als Staat, Medien als wesentliche Säule unserer Demokratie sehen und für eine entsprechende Finanzierung sorgen. Denn liberale Demokratie gibt es nicht ohne korrekte Information.
Meine Damen und Herren, in den letzten Jahren sind die Erwartungen an die Politik stark gestiegen. Das mag auch daran liegen, dass wir plötzlich mit archaischen Ängsten konfrontiert wurden: Seuche und Krieg - schreckliche Plagen, die die meisten von uns nur aus Geschichtsbüchern kannten.
Plötzlich war eine große Hoffnung da. Die Hoffnung der Bürgerinnen und Bürger, dass die Politik das alles regeln wird. Dass das einfach wieder weg geht. Dass alles wieder gut wird. Das ist nur zu menschlich.
Aber was kann Politik überhaupt leisten? Was muss sie leisten können? Politik muss Orientierung geben. Sie muss sagen, was sie weiß und was nicht. Sie muss evidenzbasiert agieren, also auf der Basis der letzten wissenschaftlichen Erkenntnisse. Politik muss im Dienste des gesamten Staates und nicht im Interesse einzelner handeln.
Sie muss langfristig denken und nicht kurzfristigen Schlagzeilen hinterherrennen. Und sie muss helfen, dass wir mit unseren Ängsten umzugehen lernen. Indem wir aufeinander schauen. Indem wir die Ängste des anderen ernst nehmen. Politik muss auch Rahmenbedingungen schaffen, dass Bürgerinnen und Bürger selbstverantwortlich agieren und sich entfalten können. Wirtschaftlich wie persönlich. Und sie sollte das auch von denen einfordern, die dazu in der Lage sind. Politik muss Lösungen vorschlagen. Sie muss die Agenda setzen und nicht nur surfen. Regieren. Nicht nur reagieren. Politiker müssen führen, nicht verführen.
Meine Damen und Herren, Politik muss den Menschen die Wahrheit sagen, auch wenn sie unbequem ist.
Im Fall der Klimakatastrophe wäre es kurzfristig bequemer für alle, zu sagen, "Jaja, das Klima hat sich schon immer gewandelt, das ist völlig normal. Der Neusiedlersee hat einmal mehr, einmal weniger Wasser. Die Schipisten sind einmal weißer, einmal matschiger, aber wir sind eh ausgebucht. Das ist alles kein Grund, unser gewohntes Verhalten zu überdenken." Aber dieses bequeme Geschwätz ignoriert naturwissenschaftliche Tatsachen.
Die Veränderungen des Klimas sind keine Fake News. Sondern jahrzehntelang wissenschaftlich untersuchte und belegte Fakten. Fakten, die zu ignorieren für die nachfolgenden Generationen lebensgefährlich ist.
Antonio Guterres, der UN-Generalsekretär, betont bei jeder Gelegenheit, dass die Klimakrise "uns umbringt" und der "Klimanotstand ein Wettlauf gegen die Zeit" ist. Wir haben jahrzehntelang versäumt, Treibhausgasemissionen deutlich zu reduzieren. Auch das ist eine Tatsache.
Ich verstehe nur zu gut, dass junge Menschen wütend und verzweifelt sind. Es geht um ihre Zukunft. Wir müssen etwas tun! Wir müssen so schnell wie möglich raus aus der fossilen Energie. Und wir können etwas tun. Ich will jedenfalls das Meinige dazu beitragen.
Meine Damen und Herren, vor fast genau einem Jahr hat Präsident Putin einen schrecklichen Angriffskrieg gegen die Ukraine begonnen. Es ist herzzerreißend, wenn ich an all die unschuldigen Kinder, deren Mütter und Väter denke, Menschen, die einfach nur in Frieden leben wollen. Seit Monaten Bombenangriffe auf zivile Ziele und zivile Infrastruktur. Leid, Angst und Tod.
Es ist schrecklich. Es ist verachtenswert. Aber genau deshalb müssen wir alle jetzt zusammenstehen und für das einstehen, woran wir glauben. Putin attackiert unsere Art zu leben. Er nennt uns verweichlicht, er spricht vom dekadenten Westen. Weil er es nicht erträgt, dass wir in individueller Freiheit leben, dass hier jede und jeder so leben kann, wie er oder sie es möchte.
Unser freies, europäisches Lebensmodell, aufgebaut auf dem hart erstrittenen Fundament der Menschenrechte, verteidigen wir gerade und müssen wir in Zukunft weiter verteidigen. Wir brauchen weiterhin europäische Solidarität. Wehrhaftigkeit und Entschlossenheit. Zugleich wird sich Österreich selbstverständlich wo und wann immer das möglich sein wird, für den Frieden einsetzen.
Die europäische Solidarität hat jedenfalls gerade in Zeiten der kriegerischen Bedrohung ihr Funktionieren unter Beweis gestellt. Wir können zweifellos viel als Europäische Union. Und zweifellos können wir noch viel mehr. Allerdings müssen wir uns auch auf dieser Ebene der Wahrheit stellen. Und die ist, dass wir unsere globale Positionierung, unsere geostrategische Rolle erst finden und verteidigen müssen. Denn auch hier stehen wir vor großen Umwälzungen, die wir mitbestimmen können, wenn wir uns rechtzeitig darum kümmern. Andernfalls werden andere über uns bestimmen.
Meine Damen und Herren, Solidarität auf europäischer Ebene ist das eine. Aber wir brauchen natürlich auch innerhalb Österreichs Zusammenhalt. Zwischen denen, die es leichter haben, und denen, die mehr zu kämpfen haben. Wir dürfen niemanden zurücklassen. Insbesondere die Folgen des schrecklichen Angriffskrieges, die Teuerung, unter der viele Menschen leiden, müssen wir gemeinsam weiterhin bekämpfen. Und es ist wichtig, dass all unsere Handlungen unseren Wohlfahrtsstaat, unser Sozial-, unser Gesundheits-, und unser Pensionssystem befördern, verbessern und nachhaltig absichern.
Und noch etwas werde ich nicht müde zu betonen: Alle, egal welchen Geschlechts, vor allem aber die Mädchen und jungen Frauen in Österreich, sollen in eine Welt wachsen, in der alle Menschen die gleichen Chancen haben.
Und diese Gleichberechtigung ist leider alles andere als sichergestellt. Wir müssen das zur echten Priorität machen. Und endlich handeln und echte Verbesserungen erreichen. Von der Kinderbetreuung bis zu Karrierechancen. Wir können und dürfen auf die Talente der Hälfte unserer Bevölkerung nicht leichtfertig verzichten. Die vielfältige Diskriminierung von Mädchen und Frauen schadet unserer Gesellschaft und muss endlich aufhören.
Meine Damen und Herren, vor etwa einer halben Stunde habe ich gelobt, meine Pflicht nach bestem Wissen und Gewissen zu erfüllen. Ich werde das wörtlich nehmen. Und ich habe mein Gewissen erforscht, und ich möchte hier skizzieren, was "nach bestem Wissen und Gewissen" für mich bedeutet. Die Mitgliedschaft in der Europäischen Union steht nicht zur Debatte.
Der Nutzen und Wert der Europäischen Union steht außer Frage. Die Europäische Vereinigung ist die beste Idee, die wir je hatten. Wer mit der Idee eines Öxit auch nur spielt, spielt mit der Zukunft Österreichs. Die Grund- und Freiheitsrechte, die Menschenrechte, die Minderheitenrechte sind unantastbar. Dieser Grundkonsens unserer Republik steht außer Frage. Eine Verletzung dieser grundlegenden Rechtsprinzipien ist für mich eine Rechts- und Gewissensfrage, und ich werde mit der notwendigen Klarheit und Schärfe darauf reagieren.
Das gilt genauso für den Respekt vor den Institutionen der liberalen Demokratie. Dieser Respekt vor der Demokratie, vor der Verfassung, vor unserem Parlament und seinen Vertreterinnen und Vertretern, vor dem Rechtsstaat, dem Verfassungsgerichtshof, und der Respekt vor der vierten Gewalt im Staat, vor den Medien, dieser muss vollinhaltlich gewahrt und aus tiefstem Demokratenherzen gemeint sein. Ohne Wenn und Aber.
Meine Damen und Herren, die dunkelste Seite unserer Geschichte, der verheerende Nationalsozialismus mit seiner mörderischen Ideologie, darf sich niemals wiederholen. Nie wieder! Und deshalb müssen wir alle sehr genau hinsehen und alles tun, um antidemokratische, die Würde des Menschen verletzende, autoritäre Tendenzen rechtzeitig und entschlossen zu stoppen.
Und last, not least: Unser oberstes Ziel muss es werden, dass unsere Jugend wieder an eine gute Zukunft glaubt. Dazu muss sie von klein auf Zugang zur besten Bildung haben, die wir als Gesellschaft nur bieten können.
Alles, was unseren Kindern schadet, dürfen wir nicht zulassen. Das betrifft besonders die langfristigen Folgen der Klimakrise. Auch das sind für mich Gewissensfragen.
Meine Damen und Herren, wenn Sie jetzt hinausgehen, dann bitte ich Sie, daran zu
denken, dass das, was Sie tun, wie Sie miteinander umgehen, das Bild unserer Zukunft zeichnet. Bitte vergessen Sie das nicht. Ich werde Sie gerne daran erinnern. Nach bestem Wissen und Gewissen. Ich freue mich, für weitere sechs Jahre Ihr Bundespräsident sein zu dürfen. Und danke Ihnen für Ihr Vertrauen.
Es lebe die Republik! Es lebe unser wunderschönes Österreich! Es lebe unsere friedliche, europäische Zukunft! Vielen Dank.
Hohe Bundesversammlung, sehr verehrte Ehrengäste, liebe Zuseherinnen der Live-Übertragung, liebe Österreicherinnen und Österreicher und alle Menschen, die in unserem wunderschönen Österreich leben!
Ich freue mich, dass ich nach sechs Jahren wieder hier stehen darf. Das habe ich Ihnen zu verdanken, liebe Wählerinnen und Wähler! Danke vielmals. Ich danke meinem hervorragenden Team, mit dem ich über die letzten Jahre so gut zusammengearbeitet habe. Und namentlich Dir, Doris: Ohne Deine Kraft und Inspiration stünde ich heute nicht hier.
Ja - hier stehe ich also, in diesem neu erstrahlenden Haus der Demokratie, und Sie erwarten eine mehr oder weniger amüsante, traditionelle Rede von mir, nicht zu düster, angereichert mit Dingen, die uns optimistisch für die Zukunft stimmen sollen. So dass wir dann entsprechend positiv gestimmt, aber doch auch ein wenig nachdenklich hinaus ins Tageslicht schreiten und uns unserem gewohnten Alltag widmen können. So ungefähr stelle ich mir Ihre Erwartungen vor. Nun, wir werden sehen, ob ich Sie enttäuschen werde.
Meine Damen und Herren, wir werden unseren gewohnten Alltag verändern müssen. Denn sonst laufen wir Gefahr, unsere Zukunft abzuschaffen. Genaugenommen sind wir schon dabei.
Zu viele sehen unsere Zukunft nicht mehr als hoffnungsfrohen Ort, an dem unsere Kinder es einst besser haben werden als wir. Manche von uns glauben nicht mehr an eine Wendung zum Guten. Andere sind so sehr mit den Herausforderungen der Gegenwart beschäftigt, dass sie meinen, sich Zukunftsgedanken nicht leisten zu können. Einige haben das Gefühl, die Zukunft war einmal, bei den Eltern. Das ist nichts für sie. Es gibt nur das Hier und Jetzt. Wieder andere verfallen in schiere Panik und apokalyptische Befürchtungen.
Zu Leopold Figls Zeiten hatten wir nichts, aber wir hatten die Hoffnung. Glaubt man den aktuellen Umfragen, so scheint es fast, als hätten wir alles, außer die Hoffnung.
Meine Damen und Herren, es ist unser aller Aufgabe, ein Bild von einer Zukunft zu entwerfen, auf die man sich wieder freuen kann. Wir alle entwerfen dieses Bild durch unser tägliches Handeln. Wir entwerfen dieses Bild, indem wir als Politikerinnen und Politiker nicht nur auf unser eigenes Klientel und unsere unmittelbaren Gesinnungsgenossen achten, sondern auf das Wohl des ganzen Staates. Wir entwerfen dieses Bild, indem wir auch Dinge vertreten, die uns nicht schnell, schnell in Meinungsumfragen helfen, aber von denen wir wissen, dass sie richtig und gut für unser Land sind.
Wir entwerfen das Bild einer Zukunft, auf die man sich freuen kann, indem wir uns nicht unterkriegen lassen durch Rückschläge und Schwierigkeiten. Weil wir auf unsere Talente, unsere Fähigkeiten, unser Wissen und Können vertrauen. Und weil wir einander vertrauen. Weil wir uns nicht von der Angst steuern lassen. Angst lässt uns erstarren. Angst kennt keine Zukunft. Lassen wir uns also nicht von der Angst das Bild unserer Zukunft diktieren. Sondern von der Zuversicht: "Wir kriegen das hin" - das sind keine leeren Worte.
Ich gebe Ihnen ein Beispiel: Wie viel haben wir während der Pandemie vom wirtschaftlichen Zusammenbruch gehört, der uns erwartet. Wie viel haben wir noch vor knapp einem Jahr, nach dem Angriff Russlands auf die Ukraine, gehört vom Versiegen unserer Gasressourcen. Wir würden nicht heizen können. Die Industrie stünde vor dem Untergang. Und wie viel davon ist eingetreten? Nicht viel.
Im Gegenteil: Wir hatten letztes Jahr ein reales Wirtschaftswachstum von 4,7 Prozent, mehr als die größten Optimisten zu träumen wagten. Und die niedrigste Arbeitslosenquote seit 15 Jahren. Wer hätte das gedacht?
Und auch unsere Gasspeicher sind aktuell voll. Auch da gab es verständlicherweise große Sorge, dass wir das nicht schaffen. Und selbstverständlich werden wir weiterhin sehr viel zu tun haben, das alles zu lösen.
Aber wir haben es geschafft. Wir alle. Nicht ein Politiker. Nicht eine Partei. Nicht eine Interessenvertretung. Nicht ein Wissenschaftler, eine Wissenschaftlerin. Nein. Das waren wir alle gemeinsam. Aber nicht, weil wir gemeinsam gejammert haben. Nicht, weil wir Schuldige gesucht haben. Nein! Weil wir etwas getan haben. Und wir können noch viel mehr schaffen.
Wenn wir unsere Demokratie hochhalten und verteidigen. Denn sie ist das beste Instrument zur Willensbildung, das eine zukunftssichere Gemeinschaft nur haben kann.
Ich möchte meinen Freund Frank-Walter Steinmeier, den deutschen Bundespräsidenten, dazu zitieren: "Die liberale Demokratie ist die einzige politische Ordnung, in der wir uns als politisch Freie und Gleiche den Tatsachen der Welt stellen; in der wir unser Schicksal nicht in fremde Hände legen, sondern Vertrauen in unsere Fähigkeit haben, Probleme gemeinsam zu lösen; in der wir aus Fehlern lernen, unseren Kurs immer wieder korrigieren und die Dinge gerade deshalb zum Besseren wenden können."
Meine Damen und Herren, manche sagen: Unsere Demokratie ist in der Krise. Da ist schon etwas dran. Nehmen wir nur einen zentralen Baustein der Demokratie, den Kompromiss. Er wird von manchen gerne von vornherein als halb, als lauwarm, als faul bezeichnet. Können wir uns das wieder abgewöhnen?
Denn was bedeutet Kompromiss? Er bedeutet, dass zwei Standpunkte, nennen wir sie A und B, von denen, die sie jeweils innehaben, verlassen werden. Und gemeinsam ein neuer, gemeinsamer Standpunkt C gefunden wird. Eine gemeinsame Lösung.
Ein Kompromiss führt also zu einer Lösung. Das Beharren auf dem eigenen Standpunkt hingegen führt zu gar nichts. Es findet keine Entwicklung statt. Im schlimmsten Fall läuft dieses Beharren auf ein Entweder-oder hinaus, was letztlich nichts anderes bedeutet als eine Frontstellung, wo nichts weitergeht. Der Kompromiss, das Herzstück unserer Demokratie, ist also etwas Gutes! Und wenn uns der Begriff schon zu uninspiriert klingt, dann ersetzen wir ihn doch durch das Wort: gemeinsame Lösung. Das Herz der liberalen Demokratie ist also das Finden einer gemeinsamen Lösung.
Und jetzt bitte ich Sie hier im Saal, sich einfach einmal Ihre Sitznachbarin, Ihren Sitznachbarn anzusehen. Keine Angst, ich werde Sie nicht bitten, sich jetzt an den Händen zu fassen. Nein, aber sehen Sie einander ruhig einmal an. Klar, Sie können nicht jeden und jede leiden. Aber doch repräsentiert jede und jeder von uns eine Gruppe von Menschen in unserem wunderschönen Land.
Und, meine sehr geehrten Damen und Herren hier im Hohen Haus, wie können wir von den Menschen in Österreich verlangen, zusammen zu arbeiten zu einem größeren Wohl, wenn wir das hier nicht nachvollziehbar schaffen?
Also, brechen wir unsere alte Gewohnheit und stellen wir uns vor, dass es geht. Wir können das. Wir können auch mit Menschen auskommen, die mit unserer persönlichen Weltsicht sehr wenig zu tun haben. Wir können das, wenn wir die so notwendige Kulturleistung des Respekts für den jeweils anderen aufbringen.
Wenn es uns gelingt, über die Grenzen hinwegzusehen und die Fähigkeiten des anderen zu sehen. Das Gute im anderen zu sehen. Den ganzen Menschen zu sehen.
Der verstorbene Innsbrucker Bischof Reinhold Stecher hat gesagt: "Das Gute spielt in dieser Welt seinen Part meist piano und pianissimo. Und es gehört zur Lebenskunst, es nicht zu überhören."
Demokratie, meine Damen und Herren, das Finden einer gemeinsamen Lösung, fußt auf Information. Auf korrekter Information.
Ohne eine intakte Medienlandschaft, die Themen umfassend aufbereitet und sich um "The Best Obtainable Version of the Truth" bemüht, wie es Carl Bernstein, einer der Aufdecker der Watergate-Affäre, formuliert hat, ist auch unsere Demokratie nicht intakt. Denn wir brauchen ein gemeinsames Verständnis über die Beschaffenheit der Probleme, der Fakten und damit der Wirklichkeit.
Hätte man mir vor zwanzig Jahren gesagt, dass es einst neben den Fakten auch noch sogenannte "alternative Fakten" geben würde, die scheinbar gleichwertig danebenstehen - zur freien Auswahl sozusagen -, ich hätte es nicht für möglich gehalten.
Es ist bestürzend, dass schlichte Tatsachen oder bestimmte wissenschaftliche Erkenntnisse auch von manchen politischen Playern bisweilen geleugnet und sogar abgestritten werden. Wenn wir hier nicht klar auftreten und die Dinge beim Namen nennen, steht eines Tages unser gesamtes Gesellschafts- und Wertesystem infrage. Medien spielen dabei eine wichtige Rolle und tragen eine große Verantwortung.
Und noch eine Entwicklung bereitet mir in diesem Zusammenhang Sorge: Wie uns Information erreicht und wie diese Information für uns vorselektiert und vorausgewählt wird. Viele von uns speisen ihren Blick auf die Welt mittlerweile aus sogenannten sozialen Medien.
Das Bild der Welt wird dort mit Hilfe von Algorithmen gezeichnet, die vornehmlich Informationen filtern und pushen, welche nicht unbedingt wahr sein müssen, aber dafür ein möglichst hohes Aufregungspotenzial in sich tragen. Und die größte Aufregung entsteht nicht durch den objektiven Blick auf die Fakten, sondern durch möglichst radikale Überzeichnung und Verkürzung.
Meine Damen und Herren, gewöhnen wir uns bitte wieder ab, der puren Logik der Klicks zu folgen. Ich weiß schon, die Überschrift, die am meisten aufregt, generiert auch die meiste Aufmerksamkeit. Aber verdient sie diese wirklich? Ist sie wichtig genug?
Die künstliche Aufgeregtheit lenkt uns nur ab von den Dingen, die wirklich wichtig sind. Die künstliche Aufgeregtheit verstellt uns den Blick auf die Zukunft. Und deshalb ist es eben von höchster Bedeutung, wie redlich eine Journalistin, ein Journalist recherchiert und berichtet. Dafür müssen aber auch die entsprechenden Rahmenbedingungen im Journalismus passen. Und deshalb sollten wir als Gemeinschaft, als Staat, Medien als wesentliche Säule unserer Demokratie sehen und für eine entsprechende Finanzierung sorgen. Denn liberale Demokratie gibt es nicht ohne korrekte Information.
Meine Damen und Herren, in den letzten Jahren sind die Erwartungen an die Politik stark gestiegen. Das mag auch daran liegen, dass wir plötzlich mit archaischen Ängsten konfrontiert wurden: Seuche und Krieg - schreckliche Plagen, die die meisten von uns nur aus Geschichtsbüchern kannten.
Plötzlich war eine große Hoffnung da. Die Hoffnung der Bürgerinnen und Bürger, dass die Politik das alles regeln wird. Dass das einfach wieder weg geht. Dass alles wieder gut wird. Das ist nur zu menschlich.
Aber was kann Politik überhaupt leisten? Was muss sie leisten können? Politik muss Orientierung geben. Sie muss sagen, was sie weiß und was nicht. Sie muss evidenzbasiert agieren, also auf der Basis der letzten wissenschaftlichen Erkenntnisse. Politik muss im Dienste des gesamten Staates und nicht im Interesse einzelner handeln.
Sie muss langfristig denken und nicht kurzfristigen Schlagzeilen hinterherrennen. Und sie muss helfen, dass wir mit unseren Ängsten umzugehen lernen. Indem wir aufeinander schauen. Indem wir die Ängste des anderen ernst nehmen. Politik muss auch Rahmenbedingungen schaffen, dass Bürgerinnen und Bürger selbstverantwortlich agieren und sich entfalten können. Wirtschaftlich wie persönlich. Und sie sollte das auch von denen einfordern, die dazu in der Lage sind. Politik muss Lösungen vorschlagen. Sie muss die Agenda setzen und nicht nur surfen. Regieren. Nicht nur reagieren. Politiker müssen führen, nicht verführen.
Meine Damen und Herren, Politik muss den Menschen die Wahrheit sagen, auch wenn sie unbequem ist.
Im Fall der Klimakatastrophe wäre es kurzfristig bequemer für alle, zu sagen, "Jaja, das Klima hat sich schon immer gewandelt, das ist völlig normal. Der Neusiedlersee hat einmal mehr, einmal weniger Wasser. Die Schipisten sind einmal weißer, einmal matschiger, aber wir sind eh ausgebucht. Das ist alles kein Grund, unser gewohntes Verhalten zu überdenken." Aber dieses bequeme Geschwätz ignoriert naturwissenschaftliche Tatsachen.
Die Veränderungen des Klimas sind keine Fake News. Sondern jahrzehntelang wissenschaftlich untersuchte und belegte Fakten. Fakten, die zu ignorieren für die nachfolgenden Generationen lebensgefährlich ist.
Antonio Guterres, der UN-Generalsekretär, betont bei jeder Gelegenheit, dass die Klimakrise "uns umbringt" und der "Klimanotstand ein Wettlauf gegen die Zeit" ist. Wir haben jahrzehntelang versäumt, Treibhausgasemissionen deutlich zu reduzieren. Auch das ist eine Tatsache.
Ich verstehe nur zu gut, dass junge Menschen wütend und verzweifelt sind. Es geht um ihre Zukunft. Wir müssen etwas tun! Wir müssen so schnell wie möglich raus aus der fossilen Energie. Und wir können etwas tun. Ich will jedenfalls das Meinige dazu beitragen.
Meine Damen und Herren, vor fast genau einem Jahr hat Präsident Putin einen schrecklichen Angriffskrieg gegen die Ukraine begonnen. Es ist herzzerreißend, wenn ich an all die unschuldigen Kinder, deren Mütter und Väter denke, Menschen, die einfach nur in Frieden leben wollen. Seit Monaten Bombenangriffe auf zivile Ziele und zivile Infrastruktur. Leid, Angst und Tod.
Es ist schrecklich. Es ist verachtenswert. Aber genau deshalb müssen wir alle jetzt zusammenstehen und für das einstehen, woran wir glauben. Putin attackiert unsere Art zu leben. Er nennt uns verweichlicht, er spricht vom dekadenten Westen. Weil er es nicht erträgt, dass wir in individueller Freiheit leben, dass hier jede und jeder so leben kann, wie er oder sie es möchte.
Unser freies, europäisches Lebensmodell, aufgebaut auf dem hart erstrittenen Fundament der Menschenrechte, verteidigen wir gerade und müssen wir in Zukunft weiter verteidigen. Wir brauchen weiterhin europäische Solidarität. Wehrhaftigkeit und Entschlossenheit. Zugleich wird sich Österreich selbstverständlich wo und wann immer das möglich sein wird, für den Frieden einsetzen.
Die europäische Solidarität hat jedenfalls gerade in Zeiten der kriegerischen Bedrohung ihr Funktionieren unter Beweis gestellt. Wir können zweifellos viel als Europäische Union. Und zweifellos können wir noch viel mehr. Allerdings müssen wir uns auch auf dieser Ebene der Wahrheit stellen. Und die ist, dass wir unsere globale Positionierung, unsere geostrategische Rolle erst finden und verteidigen müssen. Denn auch hier stehen wir vor großen Umwälzungen, die wir mitbestimmen können, wenn wir uns rechtzeitig darum kümmern. Andernfalls werden andere über uns bestimmen.
Meine Damen und Herren, Solidarität auf europäischer Ebene ist das eine. Aber wir brauchen natürlich auch innerhalb Österreichs Zusammenhalt. Zwischen denen, die es leichter haben, und denen, die mehr zu kämpfen haben. Wir dürfen niemanden zurücklassen. Insbesondere die Folgen des schrecklichen Angriffskrieges, die Teuerung, unter der viele Menschen leiden, müssen wir gemeinsam weiterhin bekämpfen. Und es ist wichtig, dass all unsere Handlungen unseren Wohlfahrtsstaat, unser Sozial-, unser Gesundheits-, und unser Pensionssystem befördern, verbessern und nachhaltig absichern.
Und noch etwas werde ich nicht müde zu betonen: Alle, egal welchen Geschlechts, vor allem aber die Mädchen und jungen Frauen in Österreich, sollen in eine Welt wachsen, in der alle Menschen die gleichen Chancen haben.
Und diese Gleichberechtigung ist leider alles andere als sichergestellt. Wir müssen das zur echten Priorität machen. Und endlich handeln und echte Verbesserungen erreichen. Von der Kinderbetreuung bis zu Karrierechancen. Wir können und dürfen auf die Talente der Hälfte unserer Bevölkerung nicht leichtfertig verzichten. Die vielfältige Diskriminierung von Mädchen und Frauen schadet unserer Gesellschaft und muss endlich aufhören.
Meine Damen und Herren, vor etwa einer halben Stunde habe ich gelobt, meine Pflicht nach bestem Wissen und Gewissen zu erfüllen. Ich werde das wörtlich nehmen. Und ich habe mein Gewissen erforscht, und ich möchte hier skizzieren, was "nach bestem Wissen und Gewissen" für mich bedeutet. Die Mitgliedschaft in der Europäischen Union steht nicht zur Debatte.
Der Nutzen und Wert der Europäischen Union steht außer Frage. Die Europäische Vereinigung ist die beste Idee, die wir je hatten. Wer mit der Idee eines Öxit auch nur spielt, spielt mit der Zukunft Österreichs. Die Grund- und Freiheitsrechte, die Menschenrechte, die Minderheitenrechte sind unantastbar. Dieser Grundkonsens unserer Republik steht außer Frage. Eine Verletzung dieser grundlegenden Rechtsprinzipien ist für mich eine Rechts- und Gewissensfrage, und ich werde mit der notwendigen Klarheit und Schärfe darauf reagieren.
Das gilt genauso für den Respekt vor den Institutionen der liberalen Demokratie. Dieser Respekt vor der Demokratie, vor der Verfassung, vor unserem Parlament und seinen Vertreterinnen und Vertretern, vor dem Rechtsstaat, dem Verfassungsgerichtshof, und der Respekt vor der vierten Gewalt im Staat, vor den Medien, dieser muss vollinhaltlich gewahrt und aus tiefstem Demokratenherzen gemeint sein. Ohne Wenn und Aber.
Meine Damen und Herren, die dunkelste Seite unserer Geschichte, der verheerende Nationalsozialismus mit seiner mörderischen Ideologie, darf sich niemals wiederholen. Nie wieder! Und deshalb müssen wir alle sehr genau hinsehen und alles tun, um antidemokratische, die Würde des Menschen verletzende, autoritäre Tendenzen rechtzeitig und entschlossen zu stoppen.
Und last, not least: Unser oberstes Ziel muss es werden, dass unsere Jugend wieder an eine gute Zukunft glaubt. Dazu muss sie von klein auf Zugang zur besten Bildung haben, die wir als Gesellschaft nur bieten können.
Alles, was unseren Kindern schadet, dürfen wir nicht zulassen. Das betrifft besonders die langfristigen Folgen der Klimakrise. Auch das sind für mich Gewissensfragen.
Meine Damen und Herren, wenn Sie jetzt hinausgehen, dann bitte ich Sie, daran zu
denken, dass das, was Sie tun, wie Sie miteinander umgehen, das Bild unserer Zukunft zeichnet. Bitte vergessen Sie das nicht. Ich werde Sie gerne daran erinnern. Nach bestem Wissen und Gewissen. Ich freue mich, für weitere sechs Jahre Ihr Bundespräsident sein zu dürfen. Und danke Ihnen für Ihr Vertrauen.
Es lebe die Republik! Es lebe unser wunderschönes Österreich! Es lebe unsere friedliche, europäische Zukunft! Vielen Dank.
Informationen über Univ.-Prof. Dr. Alexander Van der Bellen
9. Bundespräsident der 2. Republik, Amtszeit: seit 26. 1. 2017, Wirtschaftsexperte, Politiker, vom 13. 12. 1997 - 3. 10. 2008 Bundessprecher der "Grünen", vom 21. 10. 1999 - 3. 10. 2008 Klubchef der "Grünen" (Österreich, 1944).
Univ.-Prof. Dr. Alexander Van der Bellen · Geburtsdatum
Univ.-Prof. Dr. Alexander Van der Bellen ist heute 80 Jahre, 8 Monate, 24 Tage oder 29.488 Tage jung.
Geboren am 18.01.1944 in Wien
Sternzeichen: ♑ Steinbock
Unbekannt
Weitere 84 Zitate von Univ.-Prof. Dr. Alexander Van der Bellen
-
Alles, was unseren Kindern schadet, dürfen wir nicht zulassen. Das betrifft besonders die langfristigen Folgen der Klimakrise. Auch das sind für mich Gewissensfragen. (In seiner Rede nach der Angelobung vor der Bundesversammlung am 26. 1. 2023).
-
Antonio Guterres, der UN-Generalsekretär, betont bei jeder Gelegenheit, dass die Klimakrise "uns umbringt" und der "Klimanotstand ein Wettlauf gegen die Zeit" ist. Wir haben jahrzehntelang versäumt, Treibhausgasemissionen deutlich zu reduzieren. Auch das ist eine Tatsache. (In seiner Rede nach der Angelobung vor der Bundesversammlung am 26. 1. 2023).
-
Auf Basis des gemeinsam errungenen Friedens können wir Europa zu Wohlstand und einer Blüte führen, die seine einzelnen Länder isoliert nicht erreichen können. Es ist eine einfache Wahrheit, dass wir gemeinsam stärker sind als alleine. Wenn wir auf diese einfache Wahrheit vergessen, setzen wir alles aufs Spiel, was uns ausmacht. (Rede vor dem Europäischen Parlament in Straßburg am 14. 2. 2017).
-
Aufgabe des Bundespräsidenten ist es nicht, um die Schlagzeile des nächsten Tages zu kämpfen.
-
Bei Personalfragen ist ÖVP-Nähe wichtiger als fachliche Qualifikation. Für die Langeweile, die sich breit macht, trägt die ORF-Führung gemeinsam mit der ÖVP die Verantwortung. Sogar der Sport im ORF ist langweilig.
-
-
Das Talent, Gemeinsamkeit herzustellen, macht im Herzen das Österreichische aus. (Staatsakt "100 Jahre Republik Österreich" am 12. 11. 2018 in der Wiener Staatsoper).
-
Dear Mr. President, Dear Members of the European Parliament, it is a pleasure and a privilege to see you all here today. Thank you, Mr. President, for giving me this opportunity. It is important to me to give my first speech abroad as the new Austrian President here at the European Parliament. Here at the European Parliament I am addressing you but also the 500 million citizens of Europe. Let me continue in German. // Herr Präsident, meine Damen und Herren, kurz zu meiner Person, weil ich glaube, dass dies einen Symbolgehalt hat für die Entwicklung Europas. Meine Mutter war Estin und dreisprachig: estnisch, russisch und deutsch. Mein Vater war kulturell Russe und ethnisch ein Westeuropäer. Er sprach Russisch, Deutsch, Estnisch und Englisch. Seine Vorfahren waren im 18. Jahrhundert aus den Niederlanden nach Russland emigriert. Und hatten dort Erfolg. // Ich bin in Wien geboren und in einem Dorf in den Tiroler Bergen aufgewachsen. Ich habe an Universitäten und Forschungsinstituten in Österreich und Deutschland gearbeitet und spreche 2 Ÿ Sprachen: Deutsch, Englisch und die Sprache meines Heimatdorfes, die für Fremde nahezu unverständlich ist und die ich daher ungern als Dialekt bezeichne. Wer es nicht glaubt - für die Deutschsprachigen unter Ihnen: Übersetzen Sie bitte: "Feard isch wia nacht". Das heißt: "Letztes Jahr ist wie gestern". // Ich könnte daher sagen: ethnisch und kulturell bin ich Österreicher UND ein Kind Europas. Das ist mittlerweile nichts Außergewöhnliches. In naher Zukunft wird das dem europäischen Durchschnitt entsprechen - wenn wir diese Zukunft nicht leichtfertig verspielen. // Ich bin sozusagen aus einer glücklichen Verbindung vieler einzigartiger Umstände entstanden. Und das ist auch das Vereinte Europa für mich in seinen hellsten Stunden: Eine geglückte Verbindung einzigartiger Umstände. // Leider ist es notwendig, sich in diesen Tagen daran zu erinnern. Denn leider ist in der Europäischen Union wieder eine Rhetorik des Ausschließens in Mode gekommen. Man müsse sich entscheiden: Zwischen der Liebe zu seinem Heimat- oder Vaterland auf der einen Seite und der Liebe zu Europa auf der anderen. Zwischen der Hilfsbedürftigkeit der eigenen Landsleute und jener anderer. Zwischen dem Eigennutz und dem Nutzen anderer. // Dieses "Entweder/Oder", glaube ich, führt in die Irre. Wir können unser Heimatland lieben UND die europäische Idee. Wir können unseren Landsleuten helfen UND ausländischen Mitbürgern. Wir können uns selber nützen UND zum größeren Wohle aller betragen. Das alles schließt einander nicht aus, im Gegenteil, meine ich: Es bedingt einander. Wir bedingen einander. Wir brauchen einander. // Europa ist ein Kontinent des "UND", und nicht des "Entweder/Oder". Das macht uns auf dieser Erde einzigartig. Unser aller Zukunft ist direkt mit der zukünftigen Rolle Europas in der Welt verbunden. Deshalb waren auch die Zukunft der EU und die Zukunft der europäischen Demokratie zentrale Motive, ja Herzensanliegen meiner Wahlbewegung in Österreich. Und wir haben nicht zuletzt aufgrund dieser eindeutig pro-europäischen Haltung die Wahl gewonnen. // Ich erzähle Ihnen das, weil ich allen pro-europäischen Kräften Mut machen will und Zuversicht geben will. Es ist möglich mit einem glasklaren Bekenntnis zur EU Wahlen zu gewinnen. Insbesondere die ganz jungen Wählerinnen und Wähler - in Österreich kann man ab 16 wählen - wollen sich ihre Zukunft in der EU nicht gefährden lassen. // Bei den Alten und ganz Alten schießen Erinnerungen an die 30er-Jahre hoch. Meine Wahl zum Bundespräsidenten vom 4. Dezember 2016 war eine klare Absage an den aufkeimenden Nationalismus, an den Protektionismus, an den verführerischen, vereinfachenden Populismus. Es ist meine Überzeugung, dass man mit der Verletzung der Würde des Menschen, mit der Ablehnung gegenüber allem "Fremden", der Einschränkung von Grundrechten und Grundfreiheiten, mit neuen Mauern und alten Nationalismen kein einziges Problem löst. Im Gegenteil: Man schafft neue. Das ist keine Prognose, sondern die Erkenntnis aus leidvollen Erfahrungen, insbesondere aus der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts, aus denen wir unsere Lehren gezogen haben (oder haben sollten). // Blicken wir also nach vorne. Die Einhaltung des Rechts und unserer gemeinsamen europäischen Werte ist die Voraussetzung für die Bewältigung der vielen neuen Herausforderungen. Wenn es heute eine "Entscheidungsfrage" gibt, dann ist es in meinen Augen nicht die zwischen national oder trans- bzw. international, sondern die: Glauben wir, dass alle Menschen frei und gleich an Würde und Rechten geboren sind? Erinnern Sie sich? Das ist der Artikel 1 der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte. // In wenigen Tagen feiern wir den 60. Geburtstag unserer heutigen EU. Die letzten 60 Jahre sind eine Erfolgsgeschichte - leider für jene, die von außerhalb der EU auf uns schauen, oft mehr, als für jene, die den Innenblick bevorzugen. Im nächsten Jahr gedenken wir des Endes des 1. Weltkrieges vor 100 Jahren, des Einmarsches Hitlers in Österreich vor 80 Jahren, der Beendigung des Prager Frühlings vor 50 Jahren. // Sorgen wir dafür, dass nicht nur Kränze niedergelegt werden, sondern ein neues europäisches Bewusstsein gestärkt wird. Die EU ist das gelungene Projekt einer offenen Gesellschaft aus Demokratie, Freiheit, Menschenrechten, Wohlstand und Verantwortung. Das Vereinte Europa ist das Resultat einer einzigartigen Zivilisationsleistung. Wir haben diesen Frieden aus purer Einsicht hergestellt, durch Kooperation und gegenseitigen Respekt. Eine Zivilisationsleistung, auf die wir stolz sein sollen und die nicht hoch genug einzuschätzen ist. // Auf Basis dieses gemeinsam errungenen Friedens können wir Europa zu Wohlstand und einer Blüte führen, die seine einzelnen Länder isoliert nicht erreichen können. Es ist eine einfache Wahrheit, dass wir gemeinsam stärker sind als alleine. Wenn wir auf diese einfache Wahrheit vergessen, setzen wir alles aufs Spiel, was uns ausmacht. // Denn von außen betrachtet kann es für andere Staaten - ob Nachbarn an der östlichen EU-Außengrenze oder jenseits des Atlantiks - natürlich erfolgversprechender und profitabler erscheinen, die Union auseinander zu dividieren. Ich halte es für Zeitverschwendung, darüber zu klagen. // Realpolitisch müssen wir einfach damit rechnen, dass manche Drittstaaten versuchen, die europäische Verhandlungsmacht zu schwächen. Die pure Verhandlungsmacht ist nun einmal trivialerweise für einen einzelnen europäischen Staat ungleich kleiner als für einen ganzen Kontinent. Daher liegt es im Interesse eines jeden Mitgliedsstaates der Union einen Rückfall in die frühere Kleinstaaterei zu verhindern. // Es gibt im Deutschen das Märchen vom "Hans im Glück", in dem ein junger Mann einen großen Klumpen Gold, den er anfänglich besitzt, erst gegen ein Pferd, dann gegen eine Kuh, usw. und schlussendlich gegen einen Stein eintauscht. Weil er sich einreden lässt, das sei jeweils ein gutes Geschäft. Das ist natürlich nicht sehr klug von ihm, aber wir stehen in Europa knapp vor dem Punkt, an dem der Affekt wichtiger wird als die Vernunft. // Lassen wir uns nicht einreden, es wäre ein gutes Geschäft, wenn wir die Macht unserer großen europäischen Gemeinschaft gegen die viel kleinere Macht der vermeintlichen nationalen Souveränität eintauschen. Am Ende wäre das nämlich ein Verlust für uns alle. Aber abgesehen von der schlechten Verhandlungsposition, in die eine Regression in einzelne europäische Staaten uns bringen würde: Welche der großen anstehenden Probleme könnte der Einzelstaaten? // Was könnten wir als Einzelstaaten konkret besser lösen? Alle großen Herausforderungen, seien es Flucht und Migration, Klimawandel und Energiepolitik, Arbeitslosigkeit und Armut, Krieg und Vertreibung, Gewalt und Terror, oder die digitale Transformation. All diese Probleme sind als Einzelstaaten zu lösen? // Don't make me laugh. All das ist doch nur gemeinsam lösbar. Und wer, wenn nicht die Europäische Gemeinschaft, wird dafür sorgen können, dass die globalen Konzerne ihre Marktmacht nicht missbrauchen? Und schließlich: Wer, wenn nicht die Europäische Union, wird die neuen Spielregeln mit Facebook, Google, Microsoft und Co vereinbaren? // Österreich kann es allein nicht. Ich bezweifle auch, dass es Deutschland alleine kann. Nur gemeinsam sind wir stark, nur gemeinsam ist unsere Stimme laut und mächtig genug, dass sie auch gehört wird. Nur gemeinsam können wir an einem Europa arbeiten, in dem Menschenrechte, Freiheit und Respekt eine Chance haben, Respekt für Andersdenkende, für Andersliebende, für Andersaussehende, in dem Sicherheit, Wohlstand und sozialer Friede zu Hause sind. // Aber wir müssen daran arbeiten. Die Europäische Union ist unvollständig und verletzlich. Wenn 28 hochentwickelte Demokratien das Drehbuch für ihr Zusammenleben schreiben, dann kann das weder einfach, noch im Einzelnen unumstritten sein. Hier Zweifel und Zwietracht zu säen ist leicht. Verstehen Sie mich nicht falsch. Ich war Wissenschaftler und der Nutzen von Zweifel ist mir nur allzu bewusst. Natürlich muss man den Status Quo ständig hinterfragen, um sich weiterentwickeln zu können. // Wichtig ist nur, dass bei allem Zweifel die Zuversicht überwiegt. Denn nur die Zuversicht ermöglicht uns, daran zu glauben, dass Verbesserungen möglich sind. Meine Damen und Herren, wir, die Bürgerinnen und Bürger, entscheiden gemeinsam, in welche Richtung Europa sich entwickeln wird. Wir entscheiden auch, wie wir unser Europa sehen und wie unser Europa in der ganzen Welt gesehen werden soll. Welches Bild Europa abgeben wird. Ich glaube an ein gemeinsames, starkes Europa der Grundwerte, der Menschenrechte, der Freiheit, der Gleichheit und Brüderlichkeit - Solidarität würde ich dazu heute sagen. // Ein Europa, wo die rechtsstaatlichen Grundfesten unserer Demokratien fest verankert sind, wo der Klimawandel ernst genommen wird, und wo wir zwischen Tatsachen, fake news und alternative facts sehr wohl unterscheiden können. Und ja, ich glaube an ein Europa, das mit seinem rechtsstaatlichen Wertefundament auch weiter das Vorbild für die ganze Welt sein kann. // Wir können und wir müssen als Vorbild für die Welt vorangehen. Wir können zeigen, dass unsere europäischen Werte unverhandelbar sind. // Meine sehr geehrten Damen und Herren! In meiner Antrittsrede im Österreichischen Parlament habe ich mich direkt an die jüngsten Generationen gewandt. Lassen Sie mich hier und heute diese Worte an die Jüngsten unter uns, an die Zukunft Europas wiederholen: Ihr, die ihr jetzt am Beginn Eures Weges steht. Ihr, die ihr in den Kindergarten geht. Ihr, die ihr das erste Mal die Schule besucht. Einen Beruf erlernt oder an einer Universität inskribiert seid. // Ihr seid es, die die Welt neu bauen werden. Ihr seid es, die Europa neu bauen werden. Und wir brauchen Euch. Eure Leidenschaft. Eure Ideen. Euren Respekt und Euren Widerspruch. Eure Talente. Und nicht zuletzt Eure Zuversicht. So wird dieses Europa bestehen. // Gemeinsam können wir alle - alt und jung - die anstehenden Herausforderungen, die vor uns liegen, meistern. Wir Ältere dürfen nicht zulassen, dass Europa den Jungen gestohlen wird. Denn wiederaufzubauen, was einmal zerstört wurde, ist mühsam und zeitaufwändig. Es braucht nur wenige Minuten, um einen Baum zu fällen, aber Jahrzehnte, ihn wieder wachsen zu lassen. // Lassen wir uns unsere Zuversicht und unseren Glauben nicht nehmen. Die europäische Idee ist groß. Sie ist einzigartig. Sie ist aller Mühen wert. // Ladies and Gentleman, let me conclude with a sentimental anecdote. Recently, I read a Scottish crime novel - "Set in Darkness". This title is taken from a poem by Sarah Williams. Four lines in this poem run as follow: // Though my soul may set in darkness It will rise in perfect light I have loved the stars too fondly To be fearful of the night. (Anmerkung: Sarah Williams, The Old Astronomer, 1868) // Believe it or not, it suddenly came to my mind: These are the stars of the European Flag! I could reframe the last two lines, reading: "I do love these stars too fondly, to be fearful of the night - or to be fearful of the next crisis." Thank you for your attention. Ich danke für Ihre Aufmerksamkeit.
-
Demokratie ist Finden einer gemeinsamen Lösung, fußt auf Information - auf korrekter Information. (In seiner Rede nach der Angelobung vor der Bundesversammlung am 26. 1. 2023).
-
Der Kompromiss, das Herzstück unserer Demokratie, ist also etwas Gutes! (In seiner Rede nach der Angelobung vor der Bundesversammlung am 26. 1. 2023).
-
Der Nutzen und Wert der Europäischen Union steht außer Frage. Die Europäische Vereinigung ist die beste Idee, die wir je hatten. Wer mit der Idee eines Öxit auch nur spielt, spielt mit der Zukunft Österreichs. Die Grund- und Freiheitsrechte, die Menschenrechte, die Minderheitenrechte sind unantastbar. Dieser Grundkonsens unserer Republik steht außer Frage. (In seiner Rede nach der Angelobung vor der Bundesversammlung am 26. 1. 2023).
-
Der ORF wird nicht geführt. Er könnte ein zentrales Leitmedium sein. Ist er aber nicht. Politischer Druck wird entgegengenommen und an die Redaktionen weitergegeben.
-
Die dunkelste Seite unserer Geschichte, der verheerende Nationalsozialismus mit seiner mörderischen Ideologie, darf sich niemals wiederholen. Nie wieder! Und deshalb müssen wir alle sehr genau hinsehen und alles tun, um antidemokratische, die Würde des Menschen verletzende, autoritäre Tendenzen rechtzeitig und entschlossen zu stoppen. (In seiner Rede nach der Angelobung vor der Bundesversammlung am 26. 1. 2023).
-
Die EU ist das gelungene Projekt einer offenen Gesellschaft aus Demokratie, Freiheit, Menschenrechten, Wohlstand und Verantwortung. Das Vereinte Europa ist das Resultat einer einzigartigen Zivilisationsleistung. Wir haben diesen Frieden aus purer Einsicht hergestellt, durch Kooperation und gegenseitigen Respekt. Eine Zivilisationsleistung, auf die wir stolz sein sollen und die nicht hoch genug einzuschätzen ist. (Rede vor dem Europäischen Parlament in Straßburg am 14. 2. 2017).
-
Die Europäische Union ist unvollständig und verletzlich. Wenn 28 hochentwickelte Demokratien das Drehbuch für ihr Zusammenleben schreiben, dann kann das weder einfach, noch im Einzelnen unumstritten sein. Hier Zweifel und Zwietracht zu säen ist leicht. Verstehen Sie mich nicht falsch. Ich war Wissenschaftler und der Nutzen von Zweifel ist mir nur allzu bewusst. Natürlich muss man den Status Quo ständig hinterfragen, um sich weiterentwickeln zu können. (Rede vor dem Europäischen Parlament in Straßburg am 14. 2. 2017).
-
Die künstliche Aufgeregtheit lenkt uns nur ab von den Dingen, die wirklich wichtig sind. Die künstliche Aufgeregtheit verstellt uns den Blick auf die Zukunft. Und deshalb ist es eben von höchster Bedeutung, wie redlich eine Journalistin, ein Journalist recherchiert und berichtet. (In seiner Rede nach der Angelobung vor der Bundesversammlung am 26. 1. 2023).
-
Die Meinungs- und Pressefreiheit ist ein Fundament unserer Demokratie. Journalistinnen und Journalisten einzuschüchtern oder gar das Recht auf Kritik grundsätzlich einzuschränken, ist eine Grenzüberschreitung.
-
Die Suche nach dem Glück? Je mehr man ihm hinterherjagt, desto schneller rennt es einem davon.
-
Die Veränderungen des Klimas sind keine Fake News. Sondern jahrzehntelang wissenschaftlich untersuchte und belegte Fakten. Fakten, die zu ignorieren für die nachfolgenden Generationen lebensgefährlich ist. (In seiner Rede nach der Angelobung vor der Bundesversammlung am 26. 1. 2023).
-
Du bist immer nur so gut, wie die anderen schlecht sind.
-
Ein Kompromiss führt zu einer Lösung. Das Beharren auf dem eigenen Standpunkt hingegen führt zu gar nichts. Es findet keine Entwicklung statt. Im schlimmsten Fall läuft dieses Beharren auf ein Entweder-oder hinaus, was letztlich nichts anderes bedeutet als eine Frontstellung, wo nichts weitergeht. (In seiner Rede nach der Angelobung vor der Bundesversammlung am 26. 1. 2023).