Zitate von Robert Hochner
Relativ einfach. Ein paar Mal hat Peter Nidetzky gesagt, er macht was, dann hat er keine Zeit gehabt, hat er mich gefragt, und ich hab gesagt: "Ich mach das." Die haben einen Redakteur gebraucht, der Knöbl hat gesagt: "Kommen S' und arbeiten S' hin und wieder." Und mein "Durchbruch" war das furchtbare Donauhochwasser von 1976. Ich habe mir damals eine kleine elektronische Kamera organisiert, ein skurriles Ding, einen kleinen Koffer, 2-Zoll-Band, schwarz-weiß, und wir sind an die Donau hingefahren. Ich habe mir jemanden vom hydrographischen Institut geholt. Bei der Reichsbrücke, bei so einer Markierung, haben wir uns Fischerstiefel angezogen, gleich daneben war die Wasserschutzpolizei, und sind ins Wasser gestiegen. Völlig deppat in den reißenden Strom, und haben uns platziert vor dieser Markierung. Das Wasser war ungefähr hüfthoch, und dann haben wir ein Interview geführt, ob es jetzt so hoch wird oder so hoch wird. Gut. Hinter uns stand die ganze Zeit einer, und nachher, wie wir wieder auf diesen Steg rausklettern, frag ich den Hydrologen: "Was hat denn der gemacht?" Sagt er: "Der hätte Sie auffangen müssen. Weil wenn Sie da umgefallen wären, wären Sie ersoffen."
Informationen über Robert Hochner
Theaterwissenschafter, Journalist, orientierte sich an den hohen Standards des angelsächsischen Journalismus, Star-Moderator und "Mister ZiB 2", moderierte am 30. 06. 2000 zum letzten Mal "seine ZiB 2" (Österreich, 1945 - 2001).
Robert Hochner · Geburtsdatum · Sterbedatum
Robert Hochner wäre heute 79 Jahre, 1 Monat, 9 Tage oder 28.895 Tage alt.
Geboren am 30.08.1945 in Budapest
Gestorben am 12.06.2001 in Wien
Sternzeichen: ♍ Jungfrau
Unbekannt
Weitere 79 Zitate von Robert Hochner
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. . . und zum Schluss der Sendung müssen wir Sie noch mit den Wetteraussichten für morgen anlügen!
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"Einen wunderschönen guten Abend!", "einen noch besseren", und: "Ein guter Tag beginnt mit dem sanierten Budget" - wunderbar das alles. Aber man soll die Leute nicht unterschätzen. Die Leute schauen sich die Menschen im Fernsehen an und bilden sich ihre Meinung, und ich behaupte, fünfzig bis sechzig Prozent von dem, was sie sich da als Meinung bilden, resultiert aus nonverbalen Signalen. Die Leut' san ja net bled! Die Beliebtheitswerte verschiedener Politiker korrelieren nicht direkt mit der Zehl ihrer Fernsehauftritte. Die Leute haben sich ihr Bild über SPÖ-Chef Gusenbauer gebildet. Das ist ein intellektueller, redlicher Mensch. Ich hab einmal mit ihm fünf Minuten geredet, kann also aus persönlicher Erfahrung nichts sagen. Aber dem Mann merkt man an, daß ihm, wenn er populistisch ist, ein Teil seines Hirns sagt: Das kannst nicht machen! Er erinnert mich in der Hinsicht ein bißchen an den Sinowatz, der es zwar in Sekunden manchmal konnte, aber der auch nicht jemand war, der gesagt hat: Okay, das ziehen wir jetzt durch, und alle Vorbehalte intellektueller, moralischer oder anderer Natur schieben wir zur Seite. Das ist für mich ein bißchen die Schwäche des Gusenbauer. Wobei ich mir nicht sicher bin, ob sich das nicht durch die neue Regierungskonstellation ändert.
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"Sky News" ist kommerzialisiert - und beinhart in den Fragen. Obwohl es ein Murdoch-Sender ist. Obwohl Tony Blair vor der Wahl nach Australien reisen und dem Murdoch-Clan und allen anderen Journalisten sein Programm vorlegen mußte, bevor die gesagt haben: Okay, machen wir. Trotzdem hab ich nicht eine Sekund das Gefühl einer Sonderbehandlung für ihn. Wenn ich die "Herald Tribune" nehme, und da steht irgendwas über die "New York Times", steht natürlich dabei: Übrigens, die "New York Times" ist unser Hälfteeigentümer. Also von solchen Dingen sind wir im ganzen deutschsprachigen Raum weit entfernt. Das hat keine Tradition.
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Als der AKH-Skandal war, hab ich den Worm eingeladen und gesagt: Kommen S' mit dem Tonband, nicht um es vorzuspielen, aber kommen S' mit dem Tonband (auf dem sich die belastende Aussage Alfred Winters befand, des Hauptschuldigen im AKH-Skandal, den Alfred Worm aufgedeckt hatte, Anm.). Daß Worm das Band in der Hand hielt, hat Winter so erschreckt, daß er geredet hat. Jahre später hab ich dann dem "profil" entnommen, es war eh nix drauf. Aber so ein Tonband, von dem man im Fersehen behauptet: "Da ist's drauf!", das hat eine gewisse Wirkung.
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Auf der einen Seite kann man sagen, für Nachrichtenfreaks sind 24-Stunden-Nachrichtensender oder Ereignis-Kanäle absolut ein Gewinn. Andererseits, wie viele Leute können sich einen FDP-Parteitag drei oder vier Stunden lang mit allem Drum und Dran, und das war zum Teil ganz lustig, anschauen? Das ist eher eine elektronische Nachrichtenagentur, das ist für Journalisten angenehm. Was ich sonst an Nachrichten im deutschen Privatfernsehen sehe, verdient zum Teil den Namen nicht. Darüber brauchen wir nicht zu reden. Wenn man lang genug in dem Job ist, merkt man's ja vom Ansatz her. Man ist ja wie ein guter Tormann, der spürt, in welche Richtung der Elfer geht. Bei RTL geht es in der Früh als Erstes darum: Haben wir eine schöne Tiergeschichte? Mein alter Freund Hans Mahr kann mir nicht einreden, daß das Nachrichten sind.
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Bald? Das ist alles relativ. Wissen Sie, ich habe vom Leben nach sehr vielen wunderbaren, glücklichen Zufällen, beruflich und privat, nach meiner wunderbaren Frau dann so etwas wie einen negativen Jackpot gekriegt. Ich hab zuerst nur Non-Hodgkin gehabt, das ist einigermaßen gut gegangen. Dann hat das Schicksal mit mir vier Monate lang gespielt. Jetzt kommst du wieder auf die Beine, und bei dem Non-Hodgin gibts eine ganz gute Wahrscheinlichkeit zu überleben . . ., und dann ist plötzlich der Darmkrebs dagewesen.
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Bei mir war es natürlich eine Fülle von Zufällen. Auch der Zufall, daß der von mir menschlich und beruflich sehr verehrte Dieter Seefranz irgendwann gestorben ist. Auch von solchen Dingen hängt es ab. Es ist ja nicht so, daß man sagt: Jetzt bin ich das, und dann will ich jenes werden. Das geht im Management. Zum Teil. Bei der Telekom wünscht man sich, man wird etwas, umd am nächsten Tag ist man schon wieder abgeschossen. Am leichtesten war's bei der Post. Da hat man früher gewußt: In zehn Jahren sitzt man ungefähr sieben Schreibtische weiter. Es gibt Menschen, für die das ein Lebensziel ist, und das will ich auch gar nicht negativ sehen. Bei mir war es eben Zufall. Als ich angefangen habe, hat es "Moderieren" ja überhaupt noch nicht gegeben. Ich wollte Journalist werden. Recherchieren, Interviewen, Reportagen machen.
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Das Fernsehen verliert intellektuell. Das Fernsehen ist von der Struktur her das Medium der Menschen mit etwas geringerer Bildung und - vorsichtig ausgedrückt - etwas geringerem Einkommen. Das war immer so, und dieser Effekt verstärkt sich. Den Spagat kann man durch spezielle Sendungen mildern, durch bestimmte Angebote. Aber im Prinzip ist das Fernsehen natürlich ein Massenmedium für den Massengeschmack. Andererseits ist die ARD-Tagesschau, die ja wirklich, formal gesehen, ein Rückgriff in die Fernsehsteinzeit ist, noch immer fast unangreifbar. Probiert haben's die Privaten ja. Aber in dem Moment, wo in Deutschland was passiert, sei es ein Zugsunglück oder was Politisches, kippt das alles wieder zum öffentlich-rechtlichen Fernsehen, und das ist in Wirklichkeit seine Stärke.
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Das Ganze muß man mit chinesischer Höflichkeit machen: "Darf ich noch einmal zurückkommen auf diese Frage?" Der Moderator, der Ärger zeigt, hat dramaturgisch verloren. Und sonst - wie hat Lincoln gesagt: "You can't fool all of the people all of the time." Darum lache ich, wenn einer sagt: "Na klar, Rotfunk. Furchtbar, dieser Rotfunk!" Also sehr rotgefunkt schaut mir das Wahlergebnis der letzten Nationalratswahl nicht aus. Wie gesagt, die Politiker haben gelernt, der beste Selbstverkäufer ist der Grasser, der natürlich jedesmal sagt: "Guten Abend, Frau Thurnher!"
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Das ist eine Grundsatzfrage, nicht zu trennen von der Frage der Konzentration, die ja Ihr Thema ist. Nehmen wir noch einmal England. Jetzt stehen dort Wahlen bevor. Das Beste für den armen William Haig wäre, die Wahl würde nicht stattfinden. Das wird eine derartige Niederlage. Daher ist es dort ziemlich wurscht, ob die "Sun" jetzt für Tony Blair schreibt oder nicht. Aber stellen Sie sich eine Situation vor, in England oder Österreich, wo es knapp ist, wirklich knapp. Wer entscheidet dann? Die Fellner-Gruppe, der Herr Dichand und wer immer dann den ORF kontrolliert. Diese drei entscheiden in Wirklichkeit, wer die nächste Regierung ist. Und ob das denen, die das Zulassen, dann so lustig erscheint, weiß ich nicht.
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Das war eine ungeheuer kreative Zeit. Relativ bald danach ist der "Club 2" erfunden worden, es war ja diese Oberhammer-Kreativperiode, wo oben nix war, wo auch "Wir" erfunden wurde, alle diese Dinge. Wir konnten alles machen, was wir wollten. Oberhammer war kein starker Chef, Franz Kreuzer aber war ein brillanter Intendant und in Ordnung, man konnte Formen ausprobieren. Vielleicht wars auch die Zeit der eigenen Jugend. Es war irrwitzig anstrengend, aber es war eine Mordshetz. Die Parlamentsberichte wurden eigens von einem Redakteur präsentiert, an Parlamentstagen war die Sendung länger, da gab es Blöcke von acht, neun Minuten - kann man sich heute auch nicht mehr vorstellen. Irgendwann durfte ich das einmal machen. Das hat mir Spaß gemacht.
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Das Wie ist ja auch eine Botschaft an Wählergruppen, eine Information. Darum war ich empört, als Kanzler Klima nach dem Ministerrat eine Kordel zwischen Politikern und Journalisten aufziehen ließ. Da wurde ein Ritual aus der Kreisky-Zeit, mit dem wir alle aufgewachsen sind, sang- und klanglos beerdigt, und uns fällt nicht einmal ein, darüber eine Geschichte zu machen, wie das war. Ich war ja dabei, als der Kreisky dem lieben Freund und Kollegen Uli Brunner gesagt hat: "Lernen S' Geschichte, Herr Redakteur." Da ist ein Stück österreichischer politischer Geschichte von einem Tag auf den anderen beerdigt worden. Ich halte das für einen Rückfall in leicht feudalistische Zeiten. Der amerikanische Präsident, der mächtigste Mann der Welt, stellt sich im Press Office des Weißen Hauses ohne Kordel auf ein schäbiges Podium, und unten sitzen Leute, die ihn nur unfreundliche Fragen stellen. Zeigen, zeigen, zeigen!
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Der Einzige, der mir das Lächeln vorgeworfen hat, war der Anton Benya. Das war sehr witzig. Es war ein SPÖ-Parteitag, ich habe berichtet - der Uli Brunner, hat den Benya am Gang gefangen und gesagt: "Du, also Genosse Benya, da ist der Robert Hochner" - ich habe schon Parlamentsberichterstattung gemacht - "du beschwerst dich da immer, wie er so schaut. Was ist da?" Und der Benya hat gesagt: "Wissen S', Sie lächeln immer. Sie lächeln immer so ein bißchen, so verschmitzt." Da hab ich gesagt: "Herr Präsident" - ich war frischg'fangt, ich hab' keine Ahnung gehabt, wie mächtig der war - "Herr Präsident, was ist Ihnen lieber: Ich lächle ein bißchen, und es schauen mehr Leute bei der Parlamentsberichterstattung zu, oder ich schau ganz traurig, und die Leute sagen: Um Gottes Willen! Und drehen ab." Ab dem Zeitpunkt war das nie mehr ein Thema.
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Der Herr Hartlauer, der einzige Mensch, der öfter im Fernsehen ist als ich.
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Der ORF ist eine für ein kleines Land vergleichsweise riesengroße Anstalt. Ich glaube nicht, daß es ein Land vergleichbarer Größe mit so einer großen Anstalt gibt: zwei Fernsehprogramme, zwei nationale Radioprogramme, neun regionale Bundesland-Programme und, und, und. Das haben alle gewußt und gewollt. Sie haben gesagt: Das ist ein Teil der österreichischen Identität. Die Größe des ORF ist aufgrund der Kleinheit des Landes nur finanzierbar über Werbung. Alle haben gesagt: Wunderbar! Werbts, dann müssen wir die Gebühren nicht erhöhen. Gerd Bacher hat immer jedem, der es hören wollte, zur Frage des Monopols gesagt: " Als Alleingeschäftsführer muß ich das Monopol mit Zähnen und Klauen verteidigen." Wie Gerhard Weis das jetzt tut. "Aber - als Demokrat", sagte Bacher, "kann ich's wieder nicht verteidigen." Jetzt haben sich die Zeiten natürlich geändert. Demokratiepolitisch muß es jetzt Platz, und zwar ökonomisch vernünftigen Platz inklusive der Frequenzen, für ein privates Fernsehen geben. Dafür muß ich dem ORF Millionen, vielleicht Milliarden wegnehmen. Daß diese Milliarden vermutlich ziemlich direttissima in Deutschland landen, ist eine andere Sache. Ein österreichisches Fernsehen kann und will sich der Private nicht leisten. Es gibt nicht die Programme, es gibt nicht die Filme dazu. Er kann österreichische Nachrichten machen, das kann man ins Privatfernsehgesetz hineinschreiben. So wie in Deutschland, da gibts einen gewissen Mindestanteil. RTL ist gerade wieder von den Landesmedienanstalten kritisiert worden. Und man kann ihnen natürlich auch gewisse Auflagen geben, etwa die, keine Pornographie zu senden. Das ist alles eine Selbstverständlichkeit. Und dann kan man ihnen sagen: Werbt, werbt, werbt.
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Der ORF ist eine für ein kleines Land vergleichsweise riesengroße Anstalt. Ich glaube nicht, daß es ein Land vergleichbarer Größe mit so einer großen Anstalt gibt. (In seinem letzten Interview "Gespräch zum Abschied, nur ein paar Gedanken" mit Armin Thurnher).
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Die Behauptung, wenn man mit Qualität Quote verliert, dann macht man was falsch, halte ich für skurril. Ich habe jetzt die Quoten gesehen von dieser ganz guten - da kann man drüber streiten - Guido-Knopp-Serie. Die schlechteste Quote hatte "Holocaust", und die beste hatte "Hitlers Frauen". War der Film über den Holocaust schlechter? Nein! Also Qualität kostet. Die Herstellung eines Films kostet. Die Verteilung im Fernsehen kostet fast nix. Hätte Österreich neunzig Millionen Zuschauer, könnten wir vielleicht sogar mit niedrigeren Gebühren leben. Wenn Sie der ARD heute die Werbung wegnehmen, merkt sie es nicht. Wenn Sie dem ZDF die Werbung wegnehmen, merkt es das gerade noch. Noch werden gewisse Softwarerechte - und das hat sich vielleicht noch nicht zu den Politikern durchgesprochen - immer teurer. Natürlich kann man in Österreich dem ORF Geld wegnehmen, um Platz für ein Privatfernsehen zu schaffen. Und die nächste Fußball-WM läuft beim Privaten, damit er endlich einen Durchbruch hat. Man kann über alles reden. Aber man sollte die Argumente fair klären, und daher bin ich dafür, daß man erstens das Tempo reduziert. Diese Schnelligkeit, mit der da etwas so Sensibles wie der Medienmarkt reformiert wird, noch dazu in einem Land, das bald fast keine Zeitungen mehr hat, legt den Verdacht nahe, es soll schnell, schnell gehen, damit keiner genau hinschaut. Ich sehe den Grund für die Eile nicht. Okay, ja, das Urteil von Straßburg. Das ist lang her. Dazu die Details. Wenn der Stiftungsrat wirklich auch die Macht hat, achtzig Spitzenpositionen zu besetzen, heißt das, daß jeder Ressortleiter, wahrscheinlich sogar jeder Moderator, wenn man es zusammenzählt, nicht vom Alleingeschäftsführer gewählt wird, sondern von einem Gremium darüber. Ich versuche das jetzt unabhängig von meiner persönlichen Situation zu sehen, die das Weltbild insgesamt nicht optimistisch färbt. Ich bin überzeugt davon, daß der Großteil meiner Kollegen durchaus in der Lage ist, auch unter schwierigen Rahmenbedingungen ihre Arbeit so zu machen - sie haben ja viel auch auf ihrer Seite: Der ORF ist beliebt, der ORF ist angesehen, dem ORF wird geglaubt. Es ist ja nicht so, daß hier jetzt sozusagen die Trümmer von etwas beseitigt werden müssen, sondern der ORF hat ja etwas geschaffen. Und das ist zu verteidigen, und zwar nicht durch Pressekonferenzen, Symposien, sondern durch die tägliche Arbeit, dort findet der Beweis statt.
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Die Methode Oberhauser, immer nur zu sagen "Das war nicht die Anwort auf meine Frage", ist simpel, ist erfolgreich, aber es gibt dramaturgische Grenzen. Sie müssen als Interviewer, unabhängig vom Interview selber, dem Zuschauer auch signalisieren: Sie haben zugehört und sind draufgekommen, daß er nicht geantwortet hat. Es gibt für mich nichts Schlimmeres als 600.000 oder 700.000 Zuschauer, die wissen, der hat die Frage nicht beantwortet, und der Einzige, der es offenbar nicht weiß, ist der Moderator, weil er auf den Zettel schaut und mit der nächsten Frage weitergeht. Ich habe Interview ja auch lernen müssen, ich bin ja kein geborener Interviewer. Ich kann mich erinnern, als junger Reporter mußte ich einmal dem Finanzminster Androsch eine kontroversielle Frage stellen, weil dessen Steuererhöhung die Kleinen getroffen hat. Ich habe meinem Chef gesagt: "Ich würde das gern machen, unter einer Bedingung: Ich hab den Vormittag frei zum Fürchten." Er hat gesagt: "Mittags gehst ins Finanzministerium. Vorher gehst dich füchten."
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Die Politiker haben jetzt bemerkt, ein Interview in einer Nachrichtensendung dieses Typs dauert fünf Minuten. Wenn ich diese fünf, sechs Minuten über den Moderator drüberrede, schlicht und einfach keine Frage beantworte, dann stellt sich mir als Moderator die Frage: Kann ich ihn einmal unterbrechen, kann ich ihn zweimal unterbrechen, was ist beim dritten Mal? Meiner Meinung nach begehen die Politiker den Fehler zu glauben, die Zuschauer merken es nicht. Die Zuschauer merken's haargenau. Wir sehen es aus den Anrufprotokollen, wir sehen es aus Gesprächen, die Zuschauer merken: Hier antwortet einer nicht. Wenn dem Redakteur eine Frage einfällt, die keinem Zuschauer einfallen würde, dann funktioniert's nicht. Ein Interviewer soll Fragen stellen, die sich der normale Zuschauer stellt. Tut er das nicht, kommt der Reflex, bitte warum fragt er ihn das nicht? Warum macht er ihn nicht auf Widersprüche aufmerksam? Das Drüberreden über Journalisten und das Pushen der Message, das hat die FPÖ als erste wirklich konsequent gemacht, und jetzt machen's fast alle.
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Die Rache der Journalisten an den Politikern ist das Archiv.