Zitate von Alexander Purger
Was hätten unsere Großeltern und Urgroßeltern gesagt? Wer über die Coronamaßnahmen jammert, sollte kurz einmal 75 Jahre zurückdenken. Ausgangsbeschränkungen, geschlossene Lokale und Kultureinrichtungen, reduzierte Konsummöglichkeiten, Fernunterricht, Heim- und Kurzarbeit. - Alles das ist unerfreulich und drückt auf die Stimmung, keine Frage. Aber geht deswegen die Welt unter, wie das verbreitete Gejammere suggeriert? Man sollte sich, um die Dinge ins Lot zu rücken, kurz in Erinnerung rufen, was unsere Großeltern und Urgroßeltern alles mitgemacht haben. Sie durchlitten Weltkrieg, Diktatur und Besatzungszeit und konnten gegen Ungerechtigkeiten nicht das Höchstgericht anrufen. Sie verloren durch Krieg, Verfolgung und Vertreibung oft alles und konnten keine staatlichen Finanzhilfen in Anspruch nehmen. Sie bekamen ihre äußerst knappen Lebensmittel nur auf Lebensmittelkarten und konnten bei keinem Lieferservice anrufen, um zu bestellen, was sie wollten. Sie mussten unmittelbar nach Kriegsende häufig mit kaum mehr als 1000 Kalorien pro Tag auskommen und brauchten keine Tipps fürs Nicht-Zunehmen auf der Wohnzimmercouch. Sie lebten oft jahrelang in Ungewissheit, wie es nahen Angehörigen geht, und konnten nicht weltweit Kontakt per Handy und Video halten. Sie waren oft brutalster Willkür ausgesetzt und konnten keine akademischen Debatten über die Angemessenheit staatlichen Handelns führen. Sie durften monatelang nicht in die Schule gehen und bekamen keinen Fernunterricht via kostenlosem Computer. Sie wurden zu Zwangsarbeit und Kriegsdienst eingeteilt und konnten nicht auf Freiwilligkeit pochen. Sie verbrachten bange Tage und Wochen in Luftschutzkellern und nicht in gemütlichen Wohnungen. Sie schwebten in Lebensgefahr und konnten nicht auf ein modernes Gesundheitswesen vertrauen. Sie besaßen oft nur noch das, was sie am Leib trugen, und konnten sich nicht von Amazon alles liefern lassen, was das Herz begehrt. - So lebte man damals in Österreich. Das war nicht in grauer Vorzeit, sondern ist erst 75 Jahre her.
Informationen über Alexander Purger
Journalist, innenpolitischer Redakteur der SALZBURGER NACHRICHTEN, Verfasser der satirischen Kolumne "Purgertorium" (Österreich, 1965).
Alexander Purger · Geburtsdatum
Alexander Purger ist heute 59 Jahre, 0 Monate, 14 Tage oder 21.564 Tage jung.
Geboren am 18.04.1965 in Wien
Sternzeichen: ♈ Widder
Unbekannt
Weitere 24 Zitate von Alexander Purger
-
175 Jahre Rauchverbot! Das Rauchverbot wurde 1837 wie folgt verhängt: "Das zuletzt am 3. May 1832 kund gemachte Verbot des Tabakrauchens auf offener Gasse ist zwar schon in den älteren Verordnungen vom 19. October 1789, 4. Dezember 1801, 24. Juny 1806 und 4. May 1824 enthalten, welche das Tabakrauchen auf den Straßen, Plätzen und an feuergefährlichen Orten überhaupt untersagen. Es treten aber bey diesem Verbothe nebst den Rücksichten der Feuergefahr auch jene des öffentlichen Anstandes ein, und da es ungeachtet dessen nicht gehörig beachtet wird, sieht man sich veranlaßt, dasselbe in Gemäßheit des erhaltenen hohen Auftrages namentlich für die innere Stadt insbesondere in Erinnerung zu bringen. Demnach wird das Tabakrauchen auf den Gassen, Plätzen in der Stadt, mit Einschluß der Stadtthore und Brücken neuerdings und ausdrücklich untersagt. Wer dieser Verordnung zuwiderhandelt, hat es nur sich selbst zuzuschreiben, wenn er, wessen Standes er immer seyn mag, von den Wachen nach fruchtloser Abmahnung angehalten, vor die Behörde gestellt und mit einer angemessenen Geld- oder Arreststrafe unnachsichtig geahndet wird.
-
Anzeigen: Gibt es in Zeitungen und bei der Justiz. Der Unterschied ist, dass man in der Zeitung sich selbst anzeigt, bei der Justiz den politischen Gegner.
-
Erstwähler: Noch unverbrauchter Teil der Wählerschaft, der erst wählt, wenn er 16 ist. Daher der Name.
-
Fernsehkonfrontationen: Billigstes Programm der TV-Sender, weil die Debatten völlig umsonst sind.
-
Gerechtigkeit, soziale: Das ist, wenn man den Wählern der gegnerischen Partei jenes Geld wegnimmt, das man an die Wähler der eigenen Partei verteilen möchte.
-
-
Hochrechnung: Das Gegenteil von Niederrechnung. Dient zum Vertreiben der Zeit zwischen Wahlschluss und Wahlergebnis.
-
Hund: Vierbeiniger Begleiter, unter dem das Wahlkampfniveau ist, der aber dennoch nicht in das Wahllokal mitgenommen werden darf.
-
Katz: Vierbeiniges Säugetier, für das alle Wahlversprechen sind, das aber ebenfalls nicht ins Wahllokal mitgenommen werden darf.
-
Korruption: Beliebtes österreichisches Gesellschaftsspiel, bei dem jeder behauptet, selbst nicht mitzumachen.
-
Kreuzerl: Zwei Strecken von zirka 1,5 bis zwei Zentimetern Länge, die einander auf dem Wahlzettel im Winkel von 90 Grad schneiden.
-
Manche sagen, in diesem Wahlkampf werde man von A bis Z belogen. Das ist etwas hart. Sagen wir: Man wird von A bis Z bewahlkämpft.
-
Mehrheit: Dafür reichen heutzutage schon 27 bis 28 Prozenterl.
-
Minderheit: Das sind die verbleibenden 72 oder 73 Prozent.
-
Pensionsreform: Wort, das im Wahlkampf unter keinen Umständen verwendet werden darf.
-
Plakat: Senkrechte Papierfläche im öffentlichem Raum (im privaten Raum wäre es ja eine Tapete).
-
Stammwähler: Beneidenswerte Wählergruppe, die sich derzeit nicht den Kopf zu zerbrechen braucht.
-
Stimme: Gibt der Wähler alle fünf Jahre ab. Aber wann kriegt er sie dazwischen eigentlich wieder?
-
Transparenz: Das ist das, was man aus durchsichtigen Gründen vom Gegner fordert, aber selbst nie liefert.
-
Umfragen: Beliebige Aneinanderreihung von Zahlen, die vor Wahltagen von eigenem Fachpersonal ("Demoskopen") erwürfelt werden.
-
Urne: Vasenartiger Gegenstand, in dem viele Kandidaten nach der Wahl ihre Hoffnung begraben müssen.